Neuer Zeitplan für Bahnhofssanierung

Der Zustand des Mönchengladbacher Hauptbahnhofs ist desolat. Die geplante Sanierung wurde immer wieder verschoben. Nun nennt die Bahn konkrete Zeitpläne für einige Arbeiten. In Kürze soll es losgehen.

Der erste Eindruck ist wichtig. Oft sogar entscheidend. Wer zum ersten Mal nach Mönchengladbach fährt, und das mit der Bahn, der möchte am liebsten direkt wieder einsteigen und davonfahren. Hauptsache weg.

„Der Zustand, für den wir uns einfach nur noch schämen müssen, ist in der Tat unerträglich und eine glatte Zumutung“, sagt Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners: „Es kann einfach nicht angehen, dass die Bahn das historische Gebäude derart zum Schandfleck verkommen lässt und sich damit aufs Abstellgleis stellt.“

Flecken lassen sich auf den Wänden im Durchgangstunnel in allen Farben entdecken: gelbe, braune, grüne — es gibt kaum eine Stelle, an der noch keine schmierige Masse heruntergelaufen ist. Vor gut einem Jahr hatte die Deutsche Bahn die Eingangstüren am Ausgang Europaplatz entfernt, sie sollten zügig ausgetauscht werden. Doch noch immer zieht der Wind durch die Eingangshalle. „Es ist kalt, schäbig und unsicher“, bemängelt der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat, Felix Heinrichs, die Situation. „Die Bahn weiß, wie es aussieht, antwortet nett, aber präsentiert nur Ausreden.“

Neuer Zeitplan für Bahnhofssanierung
Foto: Jana Bauch

Hans Wilhelm Reiners, Oberbürgermeister

Bereits 2006 begann die Deutsche Bahn damit, den geplanten Termin für eine Sanierung immer weiter zu verschieben. Zwischenzeitlich nahm das Unternehmen fünf Millionen Euro in die Hand, um Aufzüge, Bahnsteige und die Beleuchtung zu modernisieren. Gleichzeitig sollten auch die Personenunterführung und die Fahrgastinformationsanlage erneuert werden — doch bis heute hat sich in beiden Punkten nichts getan. Fahrzeiten und Gleise können Bahnfahrer seit mehren Monaten nur über das Handy oder auf Plakaten im Tunnel erfahren.

Arbeiten in der Eingangshalle wurden von 2014 auf 2016, dann auf 2017 und nun auf 2018 verschoben. „Nur wenige Tage vor Baubeginn im September 2017 hat uns die ausführende Firma mitgeteilt, dass sie die Arbeiten am Hauptbahnhof nicht aufnehmen wird“, sagte ein Sprecher der Bahn. In einem umfangreichen Verfahren hätte der Bauauftrag neu ausgeschrieben werden müssen.

Nun habe die Bahn ein neues Unternehmen gefunden. „Am 19. Januar wurde der Projektplan fertig gestellt“, heißt es. Und die zukünftigen Maßnahmen werden noch konkreter: Ab Mitte Februar sollen weitere Demontagearbeiten erfolgen. Maler- und Elektroarbeiten sollen Anfang April beginnen.

Felix Heinrichs, SPD-Fraktionsvorsitzender im Rat

Der Wind wird erst einmal auch weiterhin durch die Eingangshalle ziehen: Erst Ende Juni sollen die Türen erneuert werden. 2019, so plant es die Bahn, sollen dann Außenfenster saniert werden, 2020 das Dach. Der Personentunnel taucht in den Plänen bislang nicht auf. Auch eine Summe, die für die Arbeiten aufgebracht werden muss, nennt der Konzern nicht.

„Viel Vertrauen in Gladbach ist verspielt. Wir erwarten von der Bahn, dass jetzt viel Druck im Kessel gemacht wird“, sagt NRW-Landtagsabgeordneter Frank Boss (CDU). Gemeinsam mit Landtagskollege Jochen Klenner (CDU) trifft er sich regelmäßig zur Gesprächsrunde mit der Bahn. „Wir werden nicht locker lassen. Ein Großteil der Pläne sieht für mich nach Reparaturmaßnahmen und weniger nach Sanierung aus“, sagt Klenner: „Die Stadt nimmt viel Geld in die Hand, für City-Ost und Haus Westland gibt es attraktive Pläne.“ Der Bahn fehle bislang das Bewusstsein dafür, dass auch sie davon profitieren kann: Neue Einwohner bedeuten schließlich potenzielle neue Bahnkunden. „Die Zukunftschancen der Stadt hängen eng mit dem Hauptbahnhof zusammen“, sagt Klenner.

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