Neuer Fahrplan: Kinder zu spät in der Schule

Schulen beschweren sich darüber, dass Schüler seit dem Fahrplanwechsel täglich unpünktlich sind. Eltern sprechen von Schulweg-Stress.

Die Beschwerden kommen nicht nur von einer Schule, sondern gleich von mehreren: Seitdem die Busfahrpläne geändert wurden, kommen Schüler täglich zu spät zum Unterricht. Die Schulpflegschaft der Gesamtschule Rheydt-Mülfort hat bereits einen offenen Brief geschrieben, in dem sie die „unhaltbaren Zustände“ und die „massiv verschlechterten Anbindungen“ beklagt. Eva Grabberts Sohn besucht die Gesamtschule Rheydt-Mülfort. Die Familie wohnt in Schrievers. „Früher fuhr die Linie 024 durchgehend alle 20 Minuten von Pongs bis Giesenkirchen.

Jetzt fährt sie nur noch alle 40 Minuten — und das auch nur noch bis zum Hauptbahnhof Rheydt“, berichtet Eva Grabbert. Dort müssten die Schüler in den Anschlussbus 001 umsteigen, der am Marienplatz abfährt. „Den Bus verpassen sie aber regelmäßig wegen des hohen Verkehrsaufkommens“, sagt die Mutter. Alternativ fahre zwar die Linie 014 neuerdings bis Giesenkirchen — allerdings auch nur alle 40 Minuten „und völlig unpassend“ zum Unterrichtsbeginn um 7.55 Uhr. „Wenn die Schüler pünktlich sein wollen und einen frühen Bus nehmen, sind sie schon um 7.15 Uhr an der Schule und stehen dann im Winter 40 Minuten in der Kälte. Nehmen sie den nächsten, sind sie wieder zu spät“, sagt die Mutter.

Der Schulpflegschaft haben viele Eltern von Fünftklässlern mit Sorge berichtet, dass sich ihre Kinder mit großem Stress auf den Weg zur Schule machten. Es gebe Kinder, die sich in übervolle Busse hineinquetschen, aus Angst, zu spät zu kommen. „Dass diese Zustände auch das Gefahrenrisiko erhöhen, ist klar“, schreiben die Schulpflegschaftsvorsitzende Dunja Offermanns und Schulleiterin Martina Gottlieb. Und: „Wir stellen fest, dass viele Eltern aus der Not heraus ihre Kinder mit dem Pkw in die Schule bringen, und das ohnehin schon hohe Verkehrsaufkommen an der Schule noch weiter zugenommen hat.“

Auch Schüler der Gesamtschule Hardt beklagen die völlig unpassenden Anbindungen seit der Fahrplanumstellung. Denn auch die Linie 026 fährt in einem stark verringerten Takt, was zur Folge hat, dass Schüler zum Beispiel nach dem Unterricht 50 Minuten auf den Bus warten müssen. Beim Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Karl Sasserath, sind noch weitere Beschwerden von Eltern angekommen, deren Kinder Schulen in Rheindahlen, Odenkirchen und Wickrath besuchen. Auch Sasserath schrieb einen Brief — an den Oberbürgermeister.

Der Rat der Stadt hatte das von einem Verkehrsplanungsbüro entwickelte ÖPNV-Linienkonzept am 21. September 2016 beschlossen. „Das Konzept sieht in seiner letzten Ausbaustufe verschiedene neue Linien und dichtere Takte vor. Auf wenigen Linien gibt es allerdings auch Taktreduzierungen“, heißt es in einer Stellungnahme der NEW. Grundlage seien Fahrgastzählungen, die eine geringe Auslastung der Busse ergeben hätten. Dies betreffe im Wesentlichen die Linien 024 und 026. Genau dies können die Eltern nicht begreifen. „Das entspricht nicht der Realität“, sagen sie. Schließlich seien die Busse gerade morgens proppevoll. Wie die NEW mitteilte, nehme man die Beschwerden der Eltern ernst. Aber: „Zusätzliche Einsatzfahrten in der Spitzenzeit zwischen 7 und 8 Uhr morgens sind sehr schwer zu realisieren. Ein grundsätzliches Nachbessern auf den Linien ist nicht so einfach möglich, da das Linienkonzept so verabschiedet wurde. Es bedarf also einer entsprechenden Änderung durch die Stadt Mönchengladbach“, heißt es weiter in der Stellungnahme.

Auch die Stadt erklärt, dass das beschlossene Liniennetzkonzept auch eine Ausweitung des Angebots bedeute, für die Mehrkosten von rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr anfallen würden.

Für die, von der Gesamtschule Rheydt-Mülfort beklagten Überlastungen der Linie 001 Richtung Mülforter Schulzentrum habe die NEW bereits eine Verstärkerfahrt um 7.44 Uhr ab Marienplatz einrichten können, erklärt die Stadt. Die Linie 026 sei zwar auf einen 60-Minuten-Takt reduziert worden, werde jedoch Einsatzfahrten für den Schülerverkehr ergänzt.

Wörtlich heißt es: „Da es sich bei den Taktreduzierungen auf beiden Linien um vom Rat beschlossene Haushaltssicherungs-Maßnahmen handele, deren Einsparungen gewahrt werden müssen, besteht bezüglich einer Taktanpassung derzeit kein Handlungsspielraum.“ Der Fachbereich Stadtentwicklung und Planung stehe jedoch in engem Kontakt mit der NEW, um „für Beschwerden unter den derzeitigen Rahmenbedingungen machbare Lösungen zu finden“. Im Vergleich mit anderen Großstädten gebe es in Mönchengladbach einen sehr geringen Radverkehrsanteil, heißt es weiter in der Stellungnahme der Stadt. Deshalb steige der Schülerverkehr im ÖPNV immer weiter an. Dies führe dazu, dass zur morgendlichen Spitzenstunde alle Ressourcen, sowohl in der Fahrzeugflotte als auch beim Personal, ausgereizt sind.

Ein Ziel der Stadt sei es, den Radverkehrsanteil auch im Schülerverkehr zu steigern. Dafür soll das Radverkehrsnetz weiter ausgebaut werden.

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