Neue Taktik gegen Angriffe im Taxi

Übung: Die Taxizentrale startet ein Training für Fahrer. Es soll zeigen, wie sie auf verbale Attacken reagieren sollen. Hintergrund ist auch ein Überfall zuletzt.

Mönchengladbach. Wie die Gefahr aussieht, weiß Uwe Tillmanns nicht. Der Service-Manager der Gladbacher Taxizentrale kann nur sagen, wo sie meistens sitzt. "Vorne auf dem Beifahrersitz. Die meisten Angriffe, die auf Taxifahrer verübt werden, gehen von Tätern aus, die auf diesem Platz sitzen", sagt er. Tillmanns ist selbst jahrelang Taxi gefahren.

Angesichts der bundesweit zunehmenden Gewalt gegen Taxifahrer will die Taxizentrale die Mönchengladbacher Fahrer darin schulen, gefährliche Situationen zu erkennen und in kritischen Momenten im Taxi deeskalierend zu wirken.

"Mit einer richtig angewandten Deeskalations-Taktik kann man fast jeder brenzligen Situation die Wucht nehmen", sagt Tillmanns. Er vergleicht das Training, das die Taxizentrale zunächst auf freiwilliger Basis anbietet, mit der Knautschzone im Auto. "Sie kostet Mühe und man muss auch etwas einsetzen, aber am Ende geht alles glimpflich aus."

Hintergrund des im Mai startenden Deeskalationstrainings ist der brutale Überfall auf einen Taxifahrer vor wenigen Wochen in Odenkirchen. Dabei stach ein Täter auf den Taxifahrer ein, ein anderer drosselte ihn.

"Wenn es zu einem Übergriff kommt, hilft alles vorher Eingeübte nicht. Aber unser Ziel ist, dass es gar nicht erst zu solchen Situationen kommt", sagt Tillmanns. Das beginne schon damit, dass der Taxifahrer dem Kunden das Gefühl vermittle, dass der Gast König ist.

Etwa, wenn ein Gast einen anderen Weg fahren will, weil das seiner Meinung nach eine Abkürzung ist. "Wer dann sagt: ,Ich weiß schon, wo es langgeht.’ Oder: ,Wer ist hier der Fahrer?’, der erlebt sicher keine entspannte Fahrt", sagt Tillmanns. Viel besser sei es, einfach auf den Wunsch einzugehen. "Dann fühlt sich jeder Gast bestätigt", sagt Tillmanns.

Schnell kann es auch zum Streit kommen, wenn ein Kunde möchte, dass es schneller geht. Ein belehrender Hinweis auf die Tempo-30-Zone nützt da laut Tillmanns niemandem etwas. Dann werde jeder gestresste Gast noch erregter. "Besser ist es, der Fahrer nimmt den Ärger auf und dreht in positiv weiter. Etwa so: Stimmt, hier geht es wirklich nur langsam voran. Aber da vorne kann ich wieder Gas geben." Generell gelte der Rat: Auf jede verbale Attacke immer freundlich zu reagieren.

"Klar, dabei muss ich mich immer ein Stück weit verkaufen, aber das ist mir doch alles lieber, als wenn hinterher ein Streit eskaliert." Gerade wer angetrunkene Fahrgäste befördert, wird diese Situation kennen, sagt Tillmanns. "Im Grunde wollen diese Gäste einfach nur schnell nach Hause. Sie sind zwar manchmal ruppig und laut, aber meist schnell friedlich, wenn man beschwichtigend mit ihnen umgeht."

In dem ab Mai startenden ersten Seminar wird es auch mehrere Rollenspiele geben, in denen Tillmanns das richtige Reagieren zeigt, falls einmal ein Fahrgast ins Lenkrad greifen will. "Dann halten wir sofort an, packen unser Portmonee, ziehen den Schlüssel ab und verlassen das Auto", sagt Tillmanns. Er habe oft erlebt, dass der Gast dann ganz schnell friedlich wird, weil er merkt, dass das zu weit ging.

Für den Fall, dass der Fahrer das Gefühl hat, dass eine Situation außer Kontrolle gerät, gibt es neuerdings den so genannten "stillen Alarm", den der Fahrer auf mehrere Arten auslösen kann. "Dann blinkt das Taxischild auf dem Dach. Das Zeichen für jeden, dass ein Fahrer in Gefahr ist und Hilfe braucht." Wer ein Taxi mit stillem Alarm sieht, sollte sofort die Polizei rufen, bittet Tillmanns.

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