Neue Synagoge: Schwieriger Fall

Morgen wird in Krefeld die neue Synagoge eröffnet. Die Gladbacher jüdische Gemeinde hat 2006 eine Spendenaktion gestartet. Wie sieht es aus mit einer Synagoge für die Stadt?

Mönchengladbach. "Schlüssel ohne Tür" ist das Motto der Spendersuche der jüdischen Gemeinde in Mönchengladbach. Denn den Schlüssel der alten Synagoge gibt es noch. Die Gladbacher Synagoge selbst wurde 1938 von Nazis zerstört.

Derzeit sieht es noch nicht so aus, als ob der Schlüssel, den ein Nachbar in der Pogromnacht aus den Trümmern rettete, bald wieder eine Tür finden könnte. Eine Synagoge bauen oder eine andere Immobilie zur Synagoge umbauen, so sah der Plan der jüdischen Gemeinde 2006 aus. Im Juli vor zwei Jahren ging man an die Öffentlichkeit, weil das Gemeindezentrum an der Albertusstraße 54 aus den Nähten platzt. Und weil es zwar einen Betsaal hat, aber eben doch nur ein Gemeindezentrum ist und kein Ersatz für eine Synagoge. Als moralische Unterstützer hat die Gemeinde u.a. Kanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Horst Köhler und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers im Rücken.

Mittlerweile ist ein Objekt ausgeguckt. Das alte Kulturamt an der Albertusstraße 44 ist ins Auge gefasst. Es gehört der Stadt. Und die wäre grundsätzlich nicht abgeneigt, das Eigentum an die jüdische Gemeinde zu übertragen. So wie es beispielsweise auch die Stadt Krefeld mit einem Grundstück getan hat, auf dem morgen die neue Synagoge eröffnet wird.

Das Problem: Mönchengladbach ist nicht irgendeine Stadt. Es ist eine Stadt mit einem Riesenminus im Haushalt. Und als solche muss sie sich kontrollieren lassen - von der Bezirksregierung Düsseldorf.

Der Oberbürgermeister, Vertreter der jüdischen Gemeinde und der Bezirksregierung haben auch schon zusammengesessen. Und eines ist dabei klar geworden. Es gibt zwei Hürden. Rechtlich ist es der Stadt zunächst eigentlich nicht gestattet, etwas "unter Wert" abzugeben. Dabei sollen die Düsseldorfer jedoch signalisiert haben, eventuell ein Auge zudrücken zu können.

Schwerer wiegt der zweite Punkt. Als Finanzaufsicht müsste die Bezirksregierung bei einer Übertragung des Hauses an der Albertusstraße den geschätzten Wert des Gebäudes vom genehmigten Kreditrahmen der Stadt abziehen. Das heißt, dass dafür andere Investitionen gestrichen werden müssten. Und Insider vermuten, dass die Mehrheit der Ratspolitiker das nicht absegnen würde.

Die Alternative für die jüdische Gemeinde wäre, das Gebäude zu kaufen. Die Bezirksregierung soll dafür eine finanzielle Förderung in Aussicht gestellt haben. Was man noch bräuchte, sind konkrete Pläne, wie das ausgeguckte Haus umgebaut werden müsste, um als Synagoge dienen zu können, und wie viel das kosten würde.

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