Neue Orgel glänzt in Rheydt

2600 Pfeifen sorgen für ein riesiges Klangspektrum — das kann man am Wochenende hören.

Mönchengladbach. Es sei „ein Traum“ hier zu arbeiten. Das Licht, die Farben, der Raum — alle Parameter stimmten. „Einzigartig und schön“ sei die Atmosphäre in der St. Marien-Kirche Rheydt, sagt Friedbert Weimbs. Mit dem Klang hat der Orgelbaumeister dem Gotteshauses eine weitere Größe hinzugefügt. Nach 67 Jahren Übergangslösung steht in der katholische Kirche am Marienplatz erstmals wieder eine komplette, neue Orgel.

Im November 2010 hat die Hellenthaler Firma Weimbs mit dem Aufbau begonnen, Weihnachten stand das Gehäuse, und im Februar begann der Orgelbaumeister mit der Intonation. „Sehr anstrengend und stressig“ sei diese Arbeit gewesen, sagt Weimbs. Denn wie bei jedem Einbau stellten sich dem 64-Jährigen die bangen Fragen, ob das Werk rechtzeitig fertig und so sein wird „wie gewünscht und vorgestellt“, erklärt Weimbs.

Eine Herausforderung war es für den Orgelbaumeister, das „helle Lichtspiel des Raums“ in der Architektur der Orgel zu spiegeln. Er entschied sich für Transparenz und baute das Instrument ohne Kontakt zu den Seitenwänden und nur mit Gehäuse und Dach. Ein in der Fachwelt nicht unumstrittenes Prinzip.

Kann eine Orgel ohne Klangkörper klingen? Sie kann: Mal gewaltig und donnernd, mal zart und leise bringt die Organistin Beate Opitz die 2600 Orgelpfeifen dieser Königin unter den Instrumenten in jedem Winkel der Rheydter Kirche zum Klingen. 5,40 Meter misst die längste, gerade mal sieben Millimeter die kleinste Pfeife. Dieser Tonumfang ermöglicht einen Klangreichtum für St. Marien, der durch zahlreiche Spenden vieler Beteiligter möglich wurde.

550 000 Euro kostet die neue Orgel. Davon fehlen der Gemeinde bis jetzt noch rund 60 000 Euro: „Wir glauben, dass jeder, der die Orgel hört, gerne noch etwas spenden wird“, glaubt Pfarrer Klaus Hurtz.

Zum ersten Mal ist dieses Erlebnis offiziell beim Orgelweihfest am Sonntag, 3. Juli, möglich. Um 10.30 Uhr ist eine Liturgiefeier mit dem Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff, anschließend findet im Garten Emmaus ein Sommerfest statt. Um 15 Uhr weiht Olivier Latry, Organist der Notre Dame-Kirche in Paris, die neue Orgel ein.

Unter dem Titel „Klangtöne des Himmels“ hat Klaus Hurtz zur Orgelweihe eine 32-seitige Festschrift herausgegeben, die Fotos der Orgel und der Kirche sowie Texte verschiedener Autoren — unter ihnen die Schriftstellerin Ulla Hahn — enthält. Die Festschrift ist im Kühlen-Verlag erschienen und kostet 9,80 Euro.

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