Nadine und ihre schnellen Fäuste

Menschen: Die 17-jährige Boxerin ist selbstbewusst und will unbedingt an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen.

Mönchengladbach. Wenn man Nadine Peters zum ersten Mal begegnet, kann man sich nur schwer vorstellen, womit die zierliche 17-Jährige am liebsten ihre Freizeit verbringt. "Ich habe mit Kung-Fu angefangen und bin dann vom Kickboxen zum Boxen gekommen", sagt Nadine.

Bei der Jugend- und Junioren-Niederrhein-Meisterschaft kämpft sie nun in der Gewichtsklasse bis 50 Kilogramm gegen ein Mädchen aus Bottrop. "Es ist gar nicht einfach, Gegnerinnen zu finden", erklärt die Hoffnung ihres Vereins "Faustkämpfer Mönchengladbach 1925".

Der Sport begeistere nur wenige Frauen, die sich meist untereinander kennen. "Das sind nur eine Handvoll, denen man immer wieder bei Seminaren begegnet", erzählt Nadine, die in einem schwarzen Trainingsanzug auf ihren Auftritt in der Sporthalle Am Ringerberg wartet. Auch heute darf sie lediglich für einen Einlagekampf in den Ring steigen. Da ihre Konkurrentin vier Kilo schwerer ist als sie, werden die drei zweiminütigen Runden nicht gewertet.

Für Nadine ist das anstrengende Training mehr als nur ein Hobby. Viermal in der Woche streift sich die 1,57 Meter große Nachwuchsathletin die Boxhandschuhe über, setzt den Kopfschutz auf und bandagiert sich die Hände, um Verletzungen zu vermeiden. Zwischendurch geht sie joggen oder bearbeitet den Boxsack in ihrem Zimmer, um die Kondition zu verbessern. "Die Schule sollte natürlich eigentlich vorgehen", gesteht sie, "ich würde aber gerne irgendwann mein Geld mit Boxen verdienen". Ihr großes Vorbild sei Weltmeisterin Ina Menzer, die vom selben Trainer auf die Wettkämpfe vorbereitet wurde.

Ihr Abitur am Stiftisch-Humanistischen Gymnasium will sie aber auf jeden Fall machen. "Wenn es mit dem Profisport nicht klappt, kann ich mir auch vorstellen, Sportpädagogik zu studieren", überlegt sie. Auch ihr Coach Waldemar Altergott ist überzeugt, dass Nadine ein großes Talent ist. "Wenn sie fleißig und diszipliniert ist und noch Erfahrungen sammelt, kann sie Karriere machen", sagt er.

Ein guter Boxer zeichne sich vor allem durch Schnelligkeit und mentale Stärke aus. "Mir sind außerdem gute Umgangsformen wichtig", sagt Altergott, "aus einem Schlägertypen wird sicher kein guter Boxer".

Auch Nadine hält den Sport nicht für brutal: "Ich habe vorher Fußball gespielt, da geht es nicht schlimmer zu." Sie brauche einfach Action und könne sich in der Boxhalle austoben. Beim Sparring kämpft sie gegen die Jungen des Vereins. Ob sie sich dabei schon mal die Nase gebrochen hat? "Gebrochen hatte ich noch nichts, aber ein blaues Auge habe ich schon mal kassiert. Eitel darf man nicht sein", lacht sie.

Um den meist größeren Gegnerinnen die Möglichkeit eines Treffers zu nehmen, müsse sie am Körper der Kontrahentin arbeiten. "Ich versuche dann in den Bauch zu schlagen oder mit einem Leberhaken durchzukommen", erklärt sie ihre Technik.

Die Treffer werden von den Ringrichtern genau beobachtet, für unsaubere Schläge gibt es normalerweise Abzüge.

Heute hätte sie alle drei Runden nach Punkten gewonnen. Auch wenn der Kampf nicht gewertet wird, ist er wichtig für Nadine. Es könnte schließlich ein Vertreter des Landesverbandes zusehen, der die Mädchen auswählt, die zu wichtigen Turnieren fahren dürfen.

"Nach den Sommerferien will ich an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen", sagt Nadine Peters selbstbewusst und schmunzelt. Und ihr Trainer lacht zuversichtlich.

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