Musik an ungewohnten Orten

Ein Rückblick auf fünf Tage in Gladbach mit dem besonderen Kulturfestival.

Mönchengladbach. Mit der Video-Musik-Installation "Küche, Diele, Bad" des Coburger Komponisten Thomas Witzmann ging am Sonntagabend die Ensemblia 2009 zu Ende. Erstmals in seiner Geschichte war das spartenübergreifende Festival für zeitgenössisches Kunstschaffen, das seit 1979 im Zwei-Jahres-Rhythmus in Mönchengladbach stattfindet, auf den Zeitraum von fünf Tagen konzentriert.

In rund 30 Veranstaltungen mit 50 Uraufführungen präsentierte sich die Ensemblia zum Jubiläum schrill und schräg, aufregend und anregend, mutig und modern, anspruchsvoll und avantgardistisch. Gezielt wählte die Projektleitung dabei auch ungewohnte Orte für die akustischen "Glückwünsche" aus der Sparte Musik aus.

Als Hörereignis für Assoziationsspielräume eröffneten dabei unter anderen zwei Veranstaltungen am dritten Festivaltag. So wurden unter dem Motto "Jenseits des Alltags" im historischen Treppenhaus des Landgerichts knapp eine Stunde lang fünf Werke mit unterschiedlichen Echo-Effekten vorgestellt. Die rund 100 Zuhörer erlebten in klangvollen Gemälden wie die Instrumentalgruppen, ob als schlagfertiges Duo oder Sextett, in einen spannenden von ständigen Brechungen geprägten Dialog traten.

Hoch hinaus ging es im Anschluss im Wasserturm an der Viersener Straße. In einer Höhe von 40 Metern sorgte das Freiburger Ensemble Aventure mit Interpretationen dreier Werke für atemlose Stille. Kurz, prägnant und eindrucksvoll gestalten sie einen speziellen Geburtstagsgruß zur Ensemblia - mit einer Länge von nicht mehr als drei Minuten war das Duettino des Finnen Olli Kartekangas eine musikalische Miniatur in Reinform.

Fortgesetzt wurden die Glückwünsche zum 30-jährigen Jubiläum des spartenübergreifenden Festivals tags darauf im Gladbacher Stadtzentrum. Dabei erwies sich die Veranstaltung in und an einem Schreibwarengeschäft an der Stephanstraße als unterhaltsame Performance.

Während dort zunächst sechs Mitglieder der Niederrheinischen Sinfoniker ein spritziges, variantenreiches Rap-Zitat gleich zweimal zum Besten gaben, schlug der Coburger Künstler Thomas Witzmann mit seinem "Scheibentreiben" ganz andere Töne an. An der Fensterscheibe der Papeterie entfachte er mit fünf Trommelstöcken percussive Geräusche - und die Glasscheibe blieb sogar heil. Auch diese Veranstaltung verfehlte nicht seine Wirkung - überraschend, aber für das Massenpublikum wohl zu ungewohnt.

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