Museum Abteiberg: Gute Kunst braucht Dunkelheit

Die WZ nimmt Sie mit „Unter die Erde“. In der ersten Folge geht es ins Museum Abteiberg – in die unterirdischen Räume.

Mönchengladbach. Nicht umsonst gehört das Gebäude des Gladbacher Museums Abteiberg zu den bekanntesten Museumsbauten der Welt. Dass ein Großteil der Ausstellungsräume unterirdisch angesiedelt ist, bemerkt der Besucher oft gar nicht. So geschickt hat Architekt Hans Hollein die Räume gestaltet.

Die unterste Ebene des Museums bekommt nur vom Abteigarten her Licht, die Räume sind tief in den Berg hinein gebaut. "Der Architekt mindert den Kellercharakter durch unterschiedliche Formen", sagt Ulrike Engelke vom Museum Abteiberg. "Die nach Westen ausgerichteten Räume sind quadratisch die nach Osten rund."

Auch die Lichtlösungen waren 1982 zukunftsweisend und sind von vielen Museen auf der ganzen Welt nachgeahmt worden.

So wurden an der Decke Gitternetze installiert, die das Neonlicht aufspalten und ihm einen tageslichtähnlichen Charakter verleihen. Eine solche Beleuchtung findet sich zum Beispiel in dem Raum, in dem Teile der expressionistischen Sammlung des Museums ausgestellt werden.

Prinzipiell seien Ausstellungsräume im Keller aber für die Kunst auch durchaus wünschenswert, erklärt Ulrike Engelke. Nicht nur, dass das Sonnenlicht die Kunstwerke beschädige, es gebe auch Kunstwerke, die die Dunkelheit brauchen, weil sie ihr eigenes Licht mitbringen.

Ein Beispiel dafür ist Christian Boltanskis "Reserve der deutschen Familie". Es besteht aus alten Keksdosen, die hufeisenförmig etwa zwei Meter hoch gestapelt sind. Im Inneren das Hufeisens sind alte Familienfotos aus den Jahren 1940 bis 1945 aus Berlin angebracht. Beleuchtet werden sie mit Lampen, wie sie früher in deutschen Amtsstuben zu sehen waren.

Allerdings gab es selbstverständlich auch Probleme mit der unterirdischen Lage. Die Feuchtigkeit - ein Problem, mit dem jeder Keller zu kämpfen hat - wurde in den vergangenen Jahren so extrem, dass nur noch ständig zu leerende Eimer der steten Tropfen Herr wurden.

Doch nach Restaurierung und Einbau einer Klimaanlage hofft man, das Problem im Griff zu haben. "Nun können wir für Ausstellungen vielleicht auch solche Kunstwerke bekommen, bei denen die Besitzer Klimadaten verlangen, ehe sie sie ausleihen", hofft Museumsmitarbeiterin Ulrike Engelke.

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