Mülforter - der Dauerbrenner

Wieder hat es in einer der Hallen gebrannt. Feuerwehrleute wollen hier nicht mehr löschen. Was geschieht mit dem riesengroßen Firmenkomplex?

Mönchengladbach. Bei der Mülforter an der Duvenstraße hat es am Donnerstagabend wieder gebrannt. Mit Holz beladene Materialwagen standen diesmal auf einer Fläche von etwa 30 Quadratmetern in Flammen. "Das Feuer war schnell eingedämmt", sagt Einsatzleiter Sven Hoffknecht.

X-mal loderte es in der ehemaligen, seit Jahren leerstehenden Mülforter Zeugdruckerei und Färberei Heinrich Bresges GmbH & Co. KG. Aus dem Vorzeige-Unternehmen ist längst eine ruinöse Hülle geworden. Und eine gefährliche dazu. "Blaumänner" sollen sich mittlerweile weigern, hier reinzugehen. Einige der Hallen sind laut Feuerwehr-Vizechef Dirk Schattka akut einsturzgefährdet. Fast der gesamte Komplex sei vom Einsturz bedroht. "Da sind wir natürlich sehr sensibel."

Wie soll es mit dem "Dauerbrenner" weitergehen? Dieser Frage ist die WZ am Freitag nachgegangen.

Die Ausgangslage: 2002 endete die Geschichte jener Firma, die Anfang der 80er Jahre noch 700 Mitarbeiter beschäftigte. Als das Familienunternehmen (1905 von Heinrich Bresges gegründet) in die Insolvenz ging, waren es noch gerade mal 160. Die Mülforter belieferte den Textil- und Bekleidungsmarkt, hier wurden u.a. kilometerlange Stoffe bedruckt.

Nach der Insolvenz: Die Fabrik auf rund 60.000 Quadratmetern zerfällt. Und es gibt rein rechtlich offenbar keinen Eigentümer mehr. Denn die Mülforter Immobilien GmbH, die alles besaß und Maschinen, Gebäude etc. an die pleite gegangene Produktions GmbH vermietete, besteht laut Stadtsprecher Wolfgang Speen nicht mehr. Speen: "Bei uns ist die Mülforter ein großes Thema."

Die Rolle der Gläubiger: Zu ihnen gehört mit "rund sechs Millionen Euro" eine Volksbank, auch die Stadt sitzt auf einem hohen Betrag, den Speen nicht beziffert. So bestehen Forderungen über Grundsteuern und Gebühren. Auf mehrere 100.000 Euro Kosten belaufen sich die zahlreichen Feuerwehreinsätze. 2008 ließ die Stadt mehr als 25 Tonnen Schadstoffe beseitigen. Der Kommunale Ordnungsdienst ist laut Speen fast täglich an der Duvenstraße - weil Einbrecher mal wieder Tore oder Fenster beschädigten.

Angeblich ist ein Investor da: Speen sagt, dass die Stadt nicht länger tatenlos zusehen wolle. Sie verhandele mit "ehemaligen Eigentümern" der Mülforter und einem Investor. Der besteht wohl aus einer kleinen Gruppe von Brüdern. Durch den Ausbau des Mittleren Ringes erfährt das riesige Ruinen-Grundstück eine Aufwertung. Es ist für Kunden beispielsweise eines großen Baumarktes schneller erreichbar. Doch ob die Politik hier u.a. einen Baumarkt ansiedeln will, erscheint fraglich.

Das Problem mit den Altlasten: Dass Grundstücksbereiche verseucht sind, ist ein offenes Geheimnis. In welchem Umfang, ist nicht bekannt. Denkbar ist daher, dass ein möglicher Investor wegen des Altlasten-Risikos nur einen Euro je Quadratmeter zahlen will.

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