Monforts schreibt wieder schwarze Zahlen

Nach Insolvenzen in den Jahren 2010 und 2014 kann das Unternehmen sogar das Personal aufstocken.

Man fühlt sich in ein anderes Jahrhundert zurückversetzt, als Industrie noch etwas Herrschaftliches ausstrahlte. Vertäfelte Wände, historisches Parkett, Büsten und Porträts des Firmengründers August Monforts — und all das findet man nicht mal im repräsentative Direktorenhaus, sondern „nur“ im südlichen Teil des heutigen Monforts-Quartiers. Darin sitzt die Verwaltung einer Firma mit ziemlich sperrigem Namen: Monforts CNC Werkzeugmaschinentechnik GmbH. Es handelt sich um die frühere A. Monforts Werkzeugmaschinen GmbH, die im November 2014 zum zweiten Mal nach 2010 in die Insolvenz gerutscht war, nachdem sich der russische Investor aus dem Staub gemacht hatte.

Wie der neue Name zustande gekommen ist, darüber kann Heiko König genüsslich fachsimpeln. Die Kurzfassung: Viele Köpfe, viele Meinungen dazu, was in den Namen gehört — da wurde es eben einer, der gerade noch so auf die Visitenkarte passt. König hingegen bevorzugt das deutlich eingängigere „die neue Monforts“.

Seit 1. August 2015 führt er das Unternehmen gemeinsam mit Angelika Gförer — ein quälend langes Dreivierteljahr hatte es seinerzeit gebraucht, bis der bereits bewährte Insolvenzverwalter Emil Rinckens in der taiwanesischen Anderson Industrial Corporation einen Investor gefunden hatte. Aus dem westfälischen Detmold heraus, wo Anderson Europe sitzt, wurde damals das Abenteuer begonnen, eines der traditionsreichsten Mönchengladbacher Industrieunternehmen zukunftsfähig zu machen.

Mit 53 Mitarbeitern (vor der zweiten Insolvenz waren es noch 140 gewesen) ging Monforts vor zwei Jahren an den Start, heute liegt die Zahl bei 57 — und sie soll schnell wachsen. Sechs weitere Stellen sind aktuell zu besetzen, vom Service-Mitarbeiter am Empfang über den Elektrotechniker bis hin zum Industriemechaniker. König wagt die Prognose, dass noch „deutlich mehr“ Mitarbeiter dazukommen können. Das alleine ist beachtlich in einer Zeit, in der man nur über die Wiese hinüber zu Schorch schauen muss, um zu sehen, wie es anders laufen kann.

Das erste volle Geschäftsjahr 2016 schloss man mit 11,2 Millionen Euro Umsatz und mit einem Gewinn vonmehr als einer Million vor Steuern ab. „Damit war Monforts zum ersten Mal seit langem wieder profitabel“, sagt Angelika Gförer. Die Auftragsbücher seien „bis Ende März 2018 knackevoll“. Im laufenden Geschäftsjahr erfolgten zudem noch einmal erhebliche Investitionen, beispielsweise in ein neues SAP-System, das zum Jahreswechsel starten soll.

Wie gelang die Trendwende? Indem man zunächst die Identität und Kernkompetenz der Marke herausarbeitete — und sich von allem anderen unsentimental verabschiedete. „Monforts baut Drehmaschinen für Hochgenauigkeitszerspanung an harten, unangenehmen Werkstoffen, mit einem hydrostatischen System als wichtigstem Merkmal“, sagt König. „Das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal, das war auch der Kaufgrund.“ Die Themen Blechbearbeitung, Oberflächen und Endbearbeitung gab man komplett auf: „Was man diesbezüglich als Maschinenbauer braucht, gibt es in der Gladbacher Peripherie bei kompetenten Zulieferern zur Genüge. Der Industriestandort ist klasse.“

Die Anderson-Leute konstatierten 2015: Der Markt von Monforts war ohne jede Strategie entstanden, immer da, wo sich ein Geschäft auftat, hatte man auch zugegriffen. „Der Bestandskundenpool war fast schon zu groß für die Mannschaft von vor der Insolvenz“, sagt Gförer. „Früher gab es möglicherweise so etwas wie Welteroberungsfantasien mit Brot-und-Butter-Maschinen“, fügt König hinzu. „Bei Anderson haben wir aber einen Nischen-Fokus. Wir wollen nicht unendlich viele Maschinen verkaufen, sondern in dem Segment, von dem wir etwas verstehen, richtig gut sein, auch um mit Anwendern auf Augenhöhe zu sprechen.“

Also suchte man wichtige Bestandskunden auf — und konnte sofort neue Aufträge verzeichnen. Man baute die Lieferantenstruktur wieder auf, setzte ein Flächenkonzept um. Die bestehenden Räume? Damals keine Frage, dass man sie beibehalten würde, denn auch ein moderner Werkzeugmaschinenbauer könne zweifelsohne darin florieren. „Das historische Potenzial birgt Identität, ist ein Stück Heimat, das eine Belegschaft auch braucht“, sagt König. Das Management des Monforts-Quartiers habe sich diesbezüglich „sehr positiv“ eingebracht. Für das Rumpf-Geschäftsjahr 2015 blieb man mit den Anlaufverlusten denn auch im einkalkulierten Rahmen. 2016 sei dann das „Produktivjahr“ gewesen, in dem unter Hochdruck produziert wurde. Das Rating verbesserte sich, das Vertrauen von Kunden kehrte zurück, ein neues Qualitätsmanagement-System wurde eingeführt, es gab eine Rezertifizierung nach ISO. Und immer mehr dämmerte ein neues Geschäftsfeld am Horizont: „Predictive Maintenance“, vorausschauende Wartung. Früher baute Monforts Maschinen und reparierte sie später. „Heute wollen unsere Kunden proaktiv angesprochen werden, was prognostizierte Wartungssituationen angeht“, sagt Heiko König.

Im ersten Halbjahr 2017 ging es dann darum, die neuen Prozesse bei Kundendienst und Service Optimierungsläufen zu unterziehen — „das haben wir nicht nur wieder aufgebaut, sondern auf eine Stufe gehoben, die es bei Monforts noch nie gab“. Zudem wurden die Produkte in ein Baukasten-Prinzip überführt. Nur ausgebildet wird derzeit noch nicht wieder bei Monforts. „Aber wir wollen die Kapazität und die Fähigkeit schnell zurückgewinnen“, kündigt König an. Dann wäre die „neue Monforts“ endgültig auf dem Weg zurück zu alter Stärke.

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