Mönchengladbach hat sich fein gemacht

Etwa 1600 Gladbacher haben am großen Frühjahrsputz teilgenommen und unterwegs mehr als 13 Tonnen Müll eingesammelt.

Einen Regenschirm angelt Ben Segieth eigentlich nie. Der zehnjährige Hobby-Angler hat es normalerweise auf Fische abgesehen. An diesem Samstagmorgen allerdings zieht das junge Mitglied des Anglervereins mit viel Freude einen alten Schirm aus dem Geroweiher. Um 9.30 Uhr setzten die Mitglieder des Vereins die Boote zu Wasser und durchsuchten das Gewässer im Herzen der Stadt nach Abfall. Mit Zangen und blauen Müllsäcken ausgerüstet, sammelten mehr als 1600 Gladbacher am Samstag fremden Müll ein. Die Aktion fand zum 21. Mal statt. Die GEM stellt hierfür Zangen, Säcke und Handschuhe den Freiwilligen zur Verfügung.

Erik Sieberdt, zwölf Jahre alt

Mönchengladbach hat sich fein gemacht
Foto: Raupold

Vereinsmitglied Marcel Palme rudert Niclas Venc und Felix Dreimüller auf den Geroweiher. „Ich hoffe, dass die Aktion die Leute dazu bringt, ihre Sachen nicht einfach unbedacht wegzuwerfen“, sagt Felix Dreimüller. „Am spektakulärsten war der Fund im letzten Jahr. Es war eine Tasche mit den Resten eines Raubüberfalls“, sagt Christian Sweet, Vorsitzender des Anglervereins. Oft finden die Teilnehmer des Vereins beim „Frühjahrsputz“ Einweggrills — vor allem in den Gewässern des Rheydter Stadtwaldes. „Was schnell verschwinden muss, wird in die Gewässer geworfen. Und da verschwindet der Müll fürs Erste unsichtbar“, sagt Christian Sweet. Darunter leiden müssen allerdings besonders die Fische. „Wir finden regelmäßig tote Tiere“, sagt er.

Gut acht Kilometer weiter sammeln 20 Pfadfinder des Stamms „Fabula“ Unrat auf dem Spiel- und Sportplatz an der Lorenz-Görtz- Straße in Giesenkirchen. „Wenn es solche Aktionen nicht geben würde, wäre hier alles vollgemüllt“, sagt Erik Sieberdt. Der Zwölfjährige ist zusammen mit Noah Pankok (11) schon zum dritten Mal dabei. „Uns haben schon mal ältere Leute gefragt, was wir machen. Wenn wir vom ,Frühjahrsputz’ erzählten, waren die Leute froh, dass wir das machen“, sagt Noah Pankok.

Doch nicht nur Vereine machten am Samstag bei der Müllbefreiung Mönchengladbachs mit. Unter den insgesamt 89 angekündigten Gruppen waren etwa 40 Bürger des Ortsteils Herrath. „Am schlimmsten ist hier der Bahnhof. Da findet man so gut wie alles an Müll“, sagt Marcus Schmelzer vom Heimatverein. „Dieses Jahr fanden wir viele Sektflaschen und Raketenreste in den Feldern. Das ist besonders ärgerlich, denn das müssen Herrather gewesen sein“, sagt Silvia Vieten. Gemeinsam mit Marcus Schmelzer fuhr sie auf einem kleinen Traktor durch den Ort, um noch mehr Müll im Dorf einzusammeln. „Es ist kein Hexenwerk, ein bis zwei Stunden sauber zu machen“, sagt sie. Denn oftmals schmeißen Autofahrer ihren Müll aus dem Fenster, bevor sie das Ortseingangsschild passieren. Für Silvia Vieten ist der „Frühjahrsputz“ nicht nur eine wichtige Aufgabe für den Umweltschutz: „Nach der Aktion treffen sich alle Herrather im Dorf und grillen zusammen“, sagt Silvia Vieten bei Sonnenschein.

Über so viele engagierte Helfer freut sich nicht nur die Umwelt, sondern auch Eugen Viehof, Gründer und Vorsitzender des Vereins „Clean-up MG“. Der Verein setzt sich für ein sauberes Mönchengladbach ein, und nutzte die Gelegenheit, um Danke zu sagen. Eugen Viehof kam im Kostüm einer gelben Tonne, um symbolisch auf die nötige Sauberkeit aufmerksam zu machen, zur Katholischen Grundschule Ohler.

Weitere 40 engagierte Bürger waren in Hilderath fleißig und sammelten Unrat auf den Straßen und in den angrenzenden Wäldchen. Nach einer Sache mussten die Hilderather nicht lange Ausschau halten: Auf dem ortsbekannten Schulweg liegen oft Hundekotbeutel. Mitunter hängen sie auch in den Bäumen, erzählen die Ortsbewohner. „Heute waren die Tüten schon weggeräumt“, sagte Thomas Claßen. Er ärgerte sich in diesem Jahr vor allem über das schlechte Benehmen von Spaziergängern an den Waldrändern: „Seitdem am Waldrand die Sitzbänke erneuert wurden, liegt dort ständig Müll.“ Am Ende der Aktion kam einiges an Unrat aus dem Ort zusammen — unter anderem war ein Straßenpoller dabei.

Gegen 12 Uhr waren dann alle Gruppen fertig, und 15 Mitarbeiter der GEM fuhren los, um die vollen Müllsäcke der fleißigen Helfer abzuholen. Die Bilanz am Ende des Tages sah nach Angaben der GEM-Sprecherin Anne Peters-Dresen so aus: 13,2 Tonnen Restmüll sammelten die Helfer ein. Fünf Kühlschränke und fünf Fernseher wurden gedankenlos an den Straßen hinterlassen. 40 Autoreifen gingen den Autobesitzern verloren und insgesamt 700 Kilogramm Schrott, wie zum Beispiel Batterien, fanden die Teilnehmer der Aktion. Die GEM entsorgte den ganzen gesammelten Abfall, und die Stadt ist um ein großes Stück sauberer.

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