Mit Expertin auf Pilzsuche im Wald

Anna-Elisabeth Meyer erklärt, welche Pilze man essen darf und welche man besser am Wegrand stehen lässt.

Mönchengladbach. Morgens mitten im Grenzwald: Die Regentropfen rieseln vom Himmel herab. Ein Eichhörnchen flitzt durch das Gebüsch. Eine Gruppe von wissenshungrigen Menschen bahnt sich den Weg. Sie will mehr darüber wissen, was alles in unseren Wäldern wächst. Es geht weniger um die vielen Farne, Moose und Büsche die den feuchten Boden bedecken, als um die Pilze, die in großer Zahl aus dem Boden sprießen.

Der erste Eindruck: Aufgrund des Artenreichtums kann man schnell die Übersicht verlieren. „Welcher Pilz ist giftig, welcher sogar tödlich giftig, welchen kann man essen? Und welche Pilze schmecken besonders gut?“ — das sind die Fragen der Seminarteilnehmer, die sich trotz Regen und Kälte in den Wald getraut haben.

Eine Antwort auf viele Fragen hat Anna-Elisabeth Meyer. Die Pilzberaterin kennt sich mit den Huttragenden Waldbewohnern sehr gut aus. Gemeinsam mit Claudia Heinzel von der gleichnamigen Naturheilpraxis aus Mönchengladbach, die die Wanderung organisiert hat, führt Meyer die zehnköpfige Gruppe zu einer Exkursion in die Welt der Pilze. Dass diese Welt unvorstellbar groß ist, zeigt schon ein Blick auf den Waldboden: Hunderte von Pilzsorten teilen sich den Raum, jeder Pilz scheint seine eigene Geschichte zu erzählen.

Denn so optisch perfekt wie im Supermarkt sind die Pilze nicht: Angerissen, angeknabbert und den Wetterlaunen ausgesetzt, gleicht kaum ein Pilz dem anderen. In ihrem Sammelkorb hat die Seminarleiterin alles dabei, was sie für die Theorie am Anfang braucht. Denn bevor die Gruppe von Pilzsammel-Anfängern, die sich um sie herum schart, selbst sammeln darf, führt Meyer auf einer Lichtung eine halbe Stunde lang ins Thema ein.

Geduldig erklärt sie zum Beispiel, „dass der Perlpilz an seiner gerieften Stiel-Manschette als Ring um den Stiel und einer Knolle am Stilende zu erkennen ist. Aber der Perlpilz hat auch einen tödlichen Bruder, den Pantherpilz.“ Nach der Theorie geht es ans Werk. Mit dem Korb in der Hand verlässt die Gruppe den Waldweg und schlägt sich durchs Dickicht und die ersten Pilze lassen nicht lange auf sich warten. Allerdings bleiben diese stehen, denn die Teilnehmer wissen jetzt genau, dass der Fliegenpilz, erkennbar an seinem markanten roten Hut mit weißen Punkten, giftig ist.

Aber dann werden auch die ersten essbaren Pilze gesichtet: Maronenröhrlinge, die besonders schmackhaft sind, Birkenpilze, Goldröhrling und Perlpilze füllen die Körbe. Sogar ein Steinpilz hat den Weg in einen Sammelkorb gefunden.

Auch der Korb von Dieter Boix ist nach gut einer Stunde schon bis zu Hälfte gefüllt. Der Mönchengladbacher nimmt zum ersten Mal an einem solchen Seminar teil. „Da ich gerne Pilze esse und leidenschaftlicher Hobbykoch bin, habe ich mich jetzt entschieden, mich mal selber mit der Materie zu befassen.“

Bewaffnet mit einem Pilzdefinitionsbuch und seinem Wissen aus dem Seminar, will er im Urlaub an der Mosel mit seiner Frau, die ebenfalls am Seminar teilnimmt, sammeln gehen. Die Pilze wird er aber nur dann essen, wenn er sich absolut sicher sein kann, dass er keinen giftigen im Korb hat. Das sollte jeder Sammler immer beachten.

Anna-Elisabeth Meyer gibt ihm recht: „Den Pilz, den ich essen will, muss ich erkennen.“ Darum nimmt sie nach der Exkursion jeden einzelnen Pilz in den Körben der Teilnehmer unter die Lupe und sortiert aus.

Den zehn Pilzverrückten, die trotz des schlechten Wetters mit ihr durch den Wald gestreift sind, bietet Meyer einen besonderen Service an: „Wenn sie selbst mal Pilze gesammelt haben, klingeln sie an meiner Tür, dann schaue ich mir ihre Ausbeute an und sortiere aus.“

Auch Barbara Munderlohs Pilzkorb ist gut gefüllt. „Wenn ich jetzt mit meinem Hund im Wald unterwegs bin, werde ich öfter mal Pilze sammeln“, sagt sie. Und sie anschließend dann kochen. Dass den Sammlern ihre Pilzpfanne oder ihr Pilzrisotto mit dem selbstgefundenen Pilzen nach dem Seminar geschmeckt hat, davon ist auszugehen. Denn schließlich haben sie sich auch für jeden Pilz einzeln gebückt.

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