Minarett ist feierlich eröffnet

Zum ersten und einzigen Mal war der Ruf des Imam zum Gebet an der Duvenstraße zu hören. Eine Ausnahme. Erst im April 2008 gab die Mehrheit der Ratsmitglieder grünes Licht für den Bau eines 20Meter hohen Minaretts, das nach fünfmonatiger Bauzeit jetzt fertig ist.

Mönchengladbach. Manche Gemeindemitglieder haben vor Rührung Tränen in den Augen und ihre Gesichter strahlen an diesem Tag mit der Sonne um die Wette. Mit dem Ruf des Imam ist das Minarett an der Duvenstraße endgültig seiner Bestimmung übergeben.

Für die vielen Gläubigen der Ditib-Gemeinde, die zur Eröffnungsfeier auf das Gelände ihrer Moschee gekommen sind, geht mit dem ersten Gebetsturm für Muslime auf Mönchengladbacher Boden ein lang gehegter Traum in Erfüllung.

Dass der geistliche Vorsteher der muslimischen Gemeinde an diesem Samstag nur ausnahmsweise zum Gebet rufen darf, ist Teil eines Kompromisses, der auf dem langen Weg bis zur Fertigstellung des Wahrzeichens ausgearbeitet worden ist.

Vorbehalte gegen die ersten Pläne eines 25 Meter hohen Turms äußerten einige Mitglieder des Rats der Stadt Mönchengladbach und Anwohner des Moscheegeländes bereits 2004. Erst im April 2008 gab die Mehrheit der Ratsmitglieder grünes Licht für den Bau eines 20Meter hohen Minaretts, das nach fünfmonatiger Bauzeit jetzt fertig ist.

Abgesehen von den Pausen in der Frostperiode verlief der Bau problemlos: "Nur die Spitze ist ein Provisorium. Es fehlt noch die Milchglasverkleidung und die Beleuchtung", sagt der Architekt Hussam Abdel-Hamid. Von den Schwierigkeiten, mit denen der Kulturverein seit Beginn der Planungen zu kämpfen hatte, lässt die Eintracht, mit der die offiziellen Redner die Eröffnung begrüßen, nichts mehr ahnen.

Oberbürgermeister Norbert Bude bewertet das "sehr schöne, offene Minarett" als "Symbol für Integration". Die Muslime in dieser Stadt hätten das Recht, ihren Glauben in "würdiger Weise zu leben".

Auch für den offiziellen Vertreter der katholische Kirche, den Pastoralreferenten Wolfgang Funke von der Citykirche Gladbach, ist das Minarett "Zeichen gegenseitigen Interesses und der Achtung" vor dem Glauben des anderen.

"Ich verstehe den Ärger über den Bau nicht. Das Minarett ist gelungen und wunderbar", sagt Wolfgang Funke später in einem persönlichen Gespräch. Zu einer Moschee gehöre das Minarett, wie der Kirchturm zur Kirche: "Ich hoffe, das wird in unserer Stadt immer selbstverständlicher", sagt Funke.

Für Mustafa Üstün, Religionsattaché aus Düsseldorf, ist das Minarett "Symbol für Verständnis und Toleranz", das zur Versöhnung der Kulturen beitragen solle. Als "Brücke zwischen den Kulturen" bewertet Gülistan Yüksel, Vorsitzende des Gladbacher Ausländerbeirats, den Erfolg, den Turm letztendlich gebaut zu haben.

Der Gemeindevorsitzende Bünyamin Berk beschreibt in seiner Rede die vielen Angebote zur Integration in der Mönchengladbacher Ditib-Gemeinde. Dazu gehörten Deutschkurse und Kinderbetreuung für junge Mütter.

"Das Minarett ist ein wichtiges Symbol. Entscheidender noch sind die Bereitschaft beider Seiten zum Dialog und konkrete Schritte zur Integration", sagt Klaus Schmitz, Gladbachs Integrationsbeauftragter, am Rande der Feier.

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