Landgericht: Der Richter mit der Harley-Davidson

Der neue Präsident an der Hohenzollernstraße, ein echter Rheinländer, liebt amerikanische Motorräder.

Mönchengladbach. Bernd Scheiff hat den Händedruck eines Hufschmieds; verstohlen reibt sich der Besucher nach der Begrüßung die Finger. Und auch sonst wirkt der neue Präsident des Mönchengladbacher Landgerichts alles andere als zurückhaltend.

"Isch bin jrad noch auf Tour dursch die Institutionen", erklärt der 49-Jährige in deutlich erkennbarem Dialekt. Gemeint sind die zahlreichen Antrittsbesuche, etwa beim Polizeipräsidenten, im Rathaus und bei der Staatsanwaltschaft.

Nur kurz für den Fotografen wirft sich der kräftige Mann mit dem offenen Lächeln unter seinem Schnurrbart die Anzugjacke über - der Besitzer einer Harley-Davidson bevorzugt lockere Kleidung. Schnell kommt die Sprache auf den Karneval.

"Ich bin schon sehr neugierig, wie der in Gladbach gefeiert wird", sagt Scheiff. "Als Vize-Präsident am Landgericht Aachen oblag mir die Organisation des Karnevals im Haus." Der neue Chef an der Hohenzollernstraße, so jedenfalls der erste Eindruck, ist eine rheinische Frohnatur.

Seit Mitte Mai ist Bernd Scheiff offiziell Nachfolger von Ina Obst-Oellers, die mit 65 Jahren aus dem Amt schied. Geboren wurde er in Kirchheim bei Euskirchen. Das Einzelkind wuchs auf dem Bauernhof seiner Eltern auf, den der Vater noch immer bewirtschaftet. "Bis 1972 hatten wir Milchvieh, danach stand der Ackerbau im Vordergrund", erzählt der promovierte Jurist.

Er hätte den Betrieb irgendwann übernehmen können, aber er wollte seinen eigenen Weg gehen, wie er sagt. Ärger zu Hause gab es deswegen nicht, im Gegenteil: "Meine Eltern haben das immer unterstützt."Das Ziel dieses Weges war ihm allerdings lange Zeit nicht richtig klar: "Ich habe Jura mit der Frage im Kopf studiert, was ich damit später eigentlich mal machen will." Nach dem Referendariat, er arbeitete gerade bei einem Anwalt, wurde er dann gefragt, ob er nicht Richter werden wolle. Der Rest ist Geschichte.

Seinem Studienort Bonn, wo auch seine richterliche Laufbahn begann, ist der verheiratete Vater von drei Kindern im Alter zwischen zwölf und 20 Jahren bis heute treu geblieben. Die Familie Scheiff bewohnt ein Haus am Fuße des Venusbergs. "Ich bin aber jetzt auf der Suche nach einer Wohnung in Mönchengladbach, in der ich unter der Woche übernachten kann", sagt der Landgerichtspräsident. Die momentane Fahrerei über die A61 mit ihren vielen Baustellen sei ziemlich lästig.

Am liebsten wäre ihm ein Domizil in Stadtmitte. Das wäre ja dann auch für den Karneval ideal.

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