Krisentelefon: Eine neue Hilfe am Hörer

Trauer, Einsamkeit, Streit – es gibt Menschen in Gladbach, die in diesen Fällen zuhören.

Mönchengladbach. Nachts, am Wochenende oder an Feiertagen kochen persönliche Krisen oft am schnellsten hoch. Ein Streit eskaliert, finanzielle Probleme, Arbeitslosigkeit oder Einsamkeit werden als unerträglich empfunden. Um zu solchen Zeiten und in solchen Fällen professionelle Hilfe leisten zu können, wurde jetzt der Verein Krisendienst Mönchengladbach gegründet, der ein kostenloses Krisentelefon anbietet.

"Wir haben hier in der Stadt sehr gute und differenzierte Hilfsangebote", erklärt Anne Geilich, die zu den Initiatoren des Krisentelefons gehört, "aber nach den üblichen Arbeitszeiten wird es schwierig." Viele Anrufe, die dann bei der Polizei oder Feuerwehr eingingen, gehörten gar nicht zu deren originäre Aufgaben, meint Anne Geilich. Es wird dann einfach jemand gesucht, der zuhört. Hier soll das Krisentelefon Abhilfe schaffen. Es ist freitags, samstags und sonntags sowie vor und an Feiertagen von 20 bis 8 Uhr geschaltet.

Sieben Krisenhelfer wechseln sich ab. "Es sind alles Leute mit einem entsprechenden professionelle Hintergrund", erklärt Anne Geilich, "Krankenschwestern, Betreuer, Theologen mit therapeutischer Ausbildung." Es werden noch weitere Helfer gesucht, die ebenfalls über einschlägige Berufserfahrung verfügen sollten. Wie groß der Bedarf an professioneller Hilfe in Mönchengladbach ist, zeigte sich bereits am ersten Wochenende. Gerade erst geschaltet, gingen mehr als 20 Anrufe ein. "Es ging um Beziehungskrisen, Trennungssituationen, Familien, die durch häuslichen Pflege belastet sind, Alltagsprobleme von psychisch Kranken", beschreibt Anne Geilich das Spektrum der Krisensituationen.

Beim Krisendienst finden die von einer persönlichen Notlage Betroffenen ein offenes Ohr. Durch die Anonymität des Telefons ist es oft leichter möglich, persönliche Probleme zu besprechen. Die Helfer bemühen sich in den Gesprächen, die Situation zu strukturieren. "Ich versuche Vereinbarungen zu treffen und eine Perspektive aufzubauen", erklärt Anne Geilich ihr Vorgehen. "Erst einmal ist wichtig, dass derjenige über die Nacht kommt oder durchs Wochenende." Außerdem verweisen die Helfer natürlich an die entsprechenden Stellen und Fachleute weiter.

Eine komplette Liste der Beratungsstellen und Hilfsangebote in der Stadt liegt ihnen vor. Problematisch ist noch die Finanzierung des Krisentelefons. Obwohl sich alle Experten der Stadt einig sind, dass das Krisentelefon eine Versorgungslücke schließt, fehlt es an finanzieller Unterstützung.

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