Keiner geht verloren

Das Projekt Comeback für Schulverweigerer kann große Erfolge verzeichnen.

Mönchengladbach. Mal ehrlich: Beim Wort Schulverweigerer denkt man an Chaoten, an Jugendliche, die in Fußgängerzonen herum gammeln, an junge Leute, die die Hauptschule nicht packen. 100000 Schulverweigerer gibt es in Nordrhein-Westfalen, etwa 300 in Mönchengladbach. Um sie kümmert sich das Projekt Comeback. Doch wenn man die jungen Leute dort kennen lernt, passen die Klischees plötzlich nicht mehr. Dort sitzen ehemalige Gymnasiasten und Gesamtschüler - höfliche junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in der Schule Probleme bekamen.

Comeback wurde von der Gemeinschaftshauptschule Dohr ins Leben gerufen. Zwei Pädagogen und ein Sozialarbeiter kümmern sich um eine Gruppe von maximal 15 Schülern - mit erstaunlichem Erfolg. "Landesweit wird eine Erfolgsquote von 25 bis 30 Prozent schon als hoch eingestuft", erklärt Pädagoge Paul Kylau. "Wir können eine Erfolgsquote von 92,3 Prozent nachweisen."

Erfolg bedeutet in diesem Fall, dass die Schüler bis zum Abschluss der Maßnahme, also ein Jahr lang, regelmäßig erscheinen. Noch besser ist natürlich, wenn sie hinterher auch einen Abschluss haben. 70 Prozent der Teilnehmer von Comeback schaffen das: Sie haben hinterher einen Hauptschulabschluss der Klasse 9 und können, wenn die Noten gut genug sind, in der 10. Klasse der Hauptschule weitermachen. "Damit haben sie wieder eine Perspektive", erklärt Paul Kylau, der die Jugendlichen unterrichtet.

Comeback ist gut ausgestattet. Alle Teilnehmer haben Notebooks zur Verfügung, aktuelle Themen können so immer direkt in den Unterricht einbezogen werden. "Das haben wir den Service-Clubs, allen voran den Lions, zu verdanken", sagt Paul Kylau. "Sie unterstützen uns finanziell und ideell."

Im Klassenraum sind an diesem Morgen Laura, René, Viola, Yannick und Jens versammelt. René ist 16 und hat eine wechselvolle Schulkarriere hinter sich. Er begann auf der Realschule, wechselte zum Gymnasium, dann wieder zurück zur Realschule, schließlich auf die Hauptschule. Nirgendwo konnte er sich einleben. "Ich war ziemlich frech zu den Lehrern", gibt er zu.

Bei Comeback ist alles anders. "In der kleinen Gruppe kennt man sich besser", meint er. "Und die Lehrer erklären gut, so lange, bis es alle verstanden haben." Viola ist 15 und kam auf dem Gymnasium mit Latein nicht zurecht. Sie wechselte zur Realschule, dann auf die Hauptschule. "Da war der Stoff sehr langweilig, das hatte ich alles vorher schon gehabt", erzählt sie. Also ist sie nicht mehr hingegangen, hat stattdessen die Nächte vor dem Computer verbracht und tagsüber geschlafen. Sie blieb sitzen und alles wurde noch schlimmer.

Bei Comeback arbeitet sie mit. "Hier bin ich wieder mit Gleichaltrigen zusammen und wir nehmen normalen Stoff durch", sagt sie. Sie hat ebenso wie René ein Ziel: den Abschluss mit Qualifikation, damit sie anschließend in der 10. Klasse weitermachen kann.

Laura schließlich ist die Jüngste der Gruppe. Mit 14 Jahren hat sie schon einiges hinter sich, ist von der Gesamtschule zur Hauptschule gewechselt und von zu Hause abgehauen. Jetzt macht sie einen neuen Anfang. "Hier ist es anders", sagt sie. "Hier kümmert man sich um jeden."

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