Kein Whirlpool im Gardewagen

Sie fiebert bereits dem „Zug der Züge“ entgegen. Die WZ schaut sich die Prunkstücke an, die mitrollen.

Mönchengladbach. Prachtvoll ist der neue Veilchendienstagszug-Wagen der Prinzengarde der Stadt. "Den könnten die so nach Düsseldorf verkaufen", sagt Volker Werker, Presseoffizier, über die Beachtung, die das Gefährt unter den Karnevalisten erlangt.

Es besteht aus zwei Teilen, den "Kasematten", die in ihrer Grundstruktur schon im vergangenen Jahr zum Einsatz kamen und die in diesem Jahr "lediglich" aufgepeppt wurden. Auf ihm fahren die älteren Gardemitglieder. Die Tanzgarde wird sich auf der völlig neu gestalteten "Vorburg" durch die Straßen der Vitusstadt ziehen lassen.

Ein einheitliches Ensemble einer Burg mit weißgetünchten Wänden und trutzigen grauen Steinen, die richtigen Burgen Stabilität an den Ecken, Kanten und in Bögen verleihen würde. Hier ist das natürlich alles Styropor, tapeziert und lackiert.

Aber dabei haben es Heinz Mieves und Horst Goldapp nicht belassen. Die beiden haben 2.500 Stunden in Kasematten und Vorburg investiert und sie mit vielen liebevollen Details ausgestattet, die größtenteils nicht nur aufgemalt, sondern als Relief gearbeitet sind.

So sind die Fenster der Burgen durch Rautengitter bedeutet und verfügen über Blendläden. Efeu rankt daran, darunter blühen Tulpen in Blumenkörben. "Jede Blume ist mit einer extra Schraube festgemacht", sagt Heinz Mieves.

Über der Anhängerkupplung ein reichverzierter Gardestern, daneben Hellebarden mit Wimpeln an der Spitze, an der Seite ein Kanonier, der gerade eine Kugel abgeschossen hat. In der Wolke aus Pulverdampf prangt der Schriftzug der Prinzengarde.

Teil der Vorburg ist eine Brücke in der Mitte des Wagens. "Die führt über den Gladbach", sagt Horst Goldapp, der für den Entwurf verantwortlich zeichnet. Von 1993 bis 2003 war er hauptamtlich als Wagenbauer für den MKV tätig. Seinen Aufenthaltsraum in der Wagenbauwerkstatt am Fleenerweg (Lürrip) zieren eine Unmenge an Entwürfen aus vergangenen Zeiten.

Doch die volle Pracht des neuen Wagen offenbart sich erst im Inneren: Dunkelgrauer Teppichboden, hellgraue Wände, rote Beschläge, in der Küche eine Spüle mit kaltem und warmem Wasser, Kühlschrank, Zapfanlage, Schränke für Gläser offenbaren Wohnzimmerqualitäten.

Jedes Glas hat einen einzelnen Platz in einem Raster und ist mit Gummi unterlegt, damit nichts rappelt während der Fahrt. "Wir haben sogar Toiletten", sagt Heinz Mieves.

"Für Deutsche und Holländer", interpretiert er das "D" und "H" auf den Türen scherzhaft. Auch hier alles - sogar die Klobürste - so befestigt, dass nichts rappelt oder umfallen kann. Alles sauber gefliest.

"Wir hätten auch einen Whirlpool eingebaut und mit Marmor belegt", sagt Goldapp, "aber dafür fehlte die Kohle."

Die Prinzengarde verfügt über vier Wagen, einen für die Kinder, einen für die Frauen der Gardisten, einen für die Tanztruppe und einen für die eigentliche Garde. Die Wagen für die Tanztruppe und die Garde wurden von Heinz Mieves und Horst Goldapp als Ensemble aus Kasematten und Vorburg konzipiert.

Die Vorburg verfügt über eine Küche und Toiletten, die Versorgung erfolgt aus Wassertanks und Stromerzeuger unter der Fassade.

Die Prinzengarde nutzt ihre Wagen mehrere Jahre und verzichtet auf Wagen mit dem Motto der Session. Das Gefährt ist 3,85 Meter hoch. Beim Unterfahren von Brücken müssen sich die Gardisten bücken. Teile des Aufbaus können abgehoben werden, dann finden die Wagen zu Vatertag Verwendung.

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