Kälte schaltet Ampeln aus

Zwölf Räum- und Streufahrzeuge sind seit Montag im Dauereinsatz. Sie müssen 1700 Straßen mit insgesamt 760 Kilometern beackern, streuen hunderte Tonnen Salzsole.

Mönchengladbach. Am dritten sibirisch kalten Wintertag gingen die Lichter aus. Gestern morgen in Eicken: An der Ecke Kaldenkirchener Straße/Schürenweg zeigt die Ampel statt Grün oder Rot nur noch Schwarz. Eine lange Autoschlange bildet sich. Die Schaltrelais machen nach einer Nacht mit bis zu minus 19 Grad einfach schlapp. Mittags funktioniert die frisch gewartete Ampel wieder - für zwanzig Minuten. Dann ging nichts mehr. Auch am Nordpark und an der Kreuzung Hindenburgstraße/Eickener Straße fielen Ampeln aus.

Weiter stadteinwärts auf der Regentenstraße versucht ein Anwohner, wie so viele Gladbacher gestern, sein Auto zum Anspringen zu überreden. Doch letztlich hilft nur der Nachbar mit seinem Überbrückungskabel. Die Bökelstraße liegt wie ausgestorben da, verträumt im eisigen Weiß. Nur eine alte Dame tastet sich vorsichtig den Bürgersteig entlang.

Die Straßen sind das Thema in der Stadt. Längst nicht alle sind rutschfest. Bei Stadt und GEM gingen etwa 30 Beschwerden über nicht geräumte Straßen ein. Vorwürfe, die Männer vom Winterdienst hätten nicht ordentlich gearbeitet, weist GEM-Betriebsleiter Wilfried Theißen aber zurück: "Wir haben gemacht, was wir machen müssen. Alle Kapazitäten wurden ausgenutzt."

Zwölf Räum- und Streufahrzeuge sind seit Montag im Dauereinsatz. Sie müssen 1700 Straßen mit insgesamt 760 Kilometern beackern, streuen hunderte Tonnen Salzsole. "Wobei wir manche Straße auch schon dreimal abgefahren sind, weil es immer wieder anfriert", sagt Theißen. Bei dem Eispanzer, der sich mittlerweile vielerorts gebildet hat, hilft Räumen nichts. "Da müssen wir mit Salz auftauen, die Schicht ist einfach zu dick", sagt Theißen. Und abends friert das Aufgetaute eben wieder an.

Erich Wolters, Fahrdienstleiter von Möbus, springt Theißen zur Seite: "Die GEM reagiert prompt, wenn wir auf einer Strecke Schwierigkeiten melden."

Polizeisprecher Willy Theveßen kennt das Problem aus den Alpen: "Wo die Schneedecke festgefahren ist, geht es. Auf gestreuten Straßen bilden sich bei den Temperaturen Eisschichten. Es ist eben Winter." Am Montag seien die Autofahrer alle schön vorsichtig gewesen, "jetzt denken viele, es geht wieder, und schon scheppert es". Gestern waren es 36 Blechschäden.

Vor dem Landgericht versucht ein Radfahrer auf dem verschneiten Bürgersteig, im Sattel zu bleiben. Der Balanceakt gelingt zwar, doch Joachim Rödig, Chefarzt der Ambulanz des Maria Hilf-Krankenhauses, kann nur den Kopf schütteln: "Bei dem Wetter mit dem Rad zu fahren, ist absolut leichtsinnig." Er kommt mit Knochenrichten kaum nach und flickte erst Dienstag einen gestürzten Radler wieder zusammen.

Andererseits scheinen sich die Gladbacher mit der Kälte zu arrangieren. Jedenfalls kann Ula Elfes vom First-Reisebüro keine Fluchtwellen in Richtung Sonne ausmachen. Nur die Borussia-Kicker düsen nun doch schon am Montag nach Gran Canaria ins Trainingslager.

Der Herrather Bauer Albert Kamerichs freut sich über den Frost. Ihm reißen die Kunden das Brennholz aus den Händen. "Ein Kamin oder Ofen ist im Winter einfach schnuckeliger als die beste Heizung", sagt er. Die Kälte kann auch sehr romantisch sein - ob zu zweit vor dem Kamin oder bei einem Schneespaziergang.

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