Jubiläum: „Die Vorurteile gegen Aids sind geblieben“

Die Aidshilfe wird 20 Jahre alt. Die Krankheit ist kein Tabu mehr, aber viele Menschen haben völlig falsche Vorstellungen.

Mönchengladbach. Ein Mann in den Dreißigern erzählt von seinen Selbstmordgedanken nach der Diagnose. Eine Frau berichtet davon, wie ihre Mutter nicht mehr aus dem selben Glas mit ihr trinken wollte, nachdem ihre Tochter ihr die schlimme Botschaft überbrachte. So wie bei diesen beiden HIV-Infizierten ändert sich das Leben bei allen Erkrankten von Grund auf.

"Die Vorurteile der Menschen gegenüber HIV-infizierten Menschen und Aidskranken sind noch die selben wie vor 20 Jahren. Das muss sich ändern", sagt Sabine Niederau (36) von der Aidshilfe Mönchengladbach/Rheydt. Deren Ausstellung "MITmenschen UNSichtbar" soll bei diesem Vorhaben helfen. Fotos zeigen einen jungen, männlichen Infizierten in normalen Alltagssituationen: zu Hause, im Supermarkt oder beim Arzt. Seine Erkrankung kann man ihm nicht ansehen.

"Menschen haben vor dem Unbekannten Angst. Aidskranke Menschen sind ein Teil der Gesellschaft, und wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzten würde, verschwänden die Vorurteile", so Niederau. Die Aidshilfe bietet nun seit 20 Jahren Unterstützung für Betroffene. Finanzielle Schwierigkeiten habe es immer gegeben. "Es gab Monate, in denen wir nicht wussten, wie es weitergehen soll", blickt Vorstandsmitglied Herbert Paulus zurück.

Die finanzielle Hilfe für Aidskranke sei längst nicht so hoch wie bei anderen wohltätigen Vereinen. "Viele Menschen haben immer noch dieses Bild, dass Erkrankte an ihrer Lage selbst Schuld seien", sagt Renate Hesse-Horst, fachliche Leiterin der Aidshilfe. Diese Vorurteile fänden sich in jeder Altersklasse. "Die Prävention muss in den Schulen beginnen. Unwissenheit und Gleichgültigkeit sind der Hauptgrund für eine Ansteckung", mahnt Oberbürgermeister Norbert Bude bei seiner Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung und fügt hinzu: "Das Thema Aids ist wie eine Wellenbewegung, mal da und mal nicht. Wir müssen Solidarität mit den Betroffenen zeigen."

Ausstellung: Bis zum 21. November kann die Ausstellung in der Theatergalerie, Hindenburgstraße, besucht werden. Täglich von 9.30 bis 12.30 Uhr (außer Sonntag). Danach wird die Ausstellung in die Hochschule verlegt.

Jubiläumsfeier: Das 20-jährige Bestehen der Aidshilfe wird am 24. November im Galerie Café Message, Sophienstraße, gefeiert. Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.

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