JHQ-Aufträge: Firmen sollen geschmiert haben

Kriminalität: Polizisten und Steuerfahnder durchsuchten am Dienstag Büros und Wohnungen von Zivilbeschäftigten und deutschen Unternehmern. Das Ziel: 64 Objekte in NRW, davon 13 in Mönchengladbach und mindestens zwei im Kreis Viersen.

Rheindahlen-JHQ. Es ist 9.30 Uhr, als gleich mehrere Fahrzeuge in flottem Tempo über die Snyders Road im Joint Headquarter sausen. Die Wagen bremsen vor den Gebäuden der Instandhaltungsabteilung. Polizisten springen heraus. Der Punkt JHQ auf der Durchsuchungsliste von 64 Objekten in NRW kann so gut wie abgehakt werden. Zeitgleich schlugen 200 Beamte der Mönchengladbacher "Ermittlungskommission 46" und der Verstärkung vom Landeskriminalamt sowie 50Steuerfahnder überall in NRW zu.

An der Snyders Road wird einem Mitarbeiter in seinem Büro gleich der ganze Computer auseinandergenommen. Er soll, wie weitere 20 Zivilbeschäftigte der britischen Streitkräfte in Elmpt, Herford und Paderborn, Schmiergelder angenommen oder Scheingeschäfte gedeichselt haben. Auch an diesen Militärstandorten gab es am Dienstag Durchsuchungen. Außerdem sammelten Beamte Material in Firmen und Wohnungen in Krefeld, Heinsberg, Aachen, im Rhein-Erft-Kreis und Kreis Kleve ein.

Mitarbeiter von acht Unternehmen werden verdächtigt, deutsche und britische Zivilbeschäftigte bestochen zu haben, um an Aufträge zu kommen. Wohnsitze und Arbeitsplätze von 18 Beschuldigten aus diesen Firmen wurden durchsucht. Allein in Mönchengladbach waren es 13 Objekte, die die Ermittler unter die Lupe nahmen. Außer Büros auf dem Militärgelände in Elmpt soll auch ein Unternehmen in Viersen Besuch von den Ermittlern bekommen haben.

Bei Bestechungen und Scheingeschäften ging es laut den Korruptions-Stellen der Staatsanwaltschaften Wuppertal und Bielefeld um Aufträge für Reparaturarbeiten und Lieferungen aller Art auf den Militärgeländen. "Zivile Güter" sollen auf unsauberen Wegen bestellt worden sein. "Egal, ob Werkzeuge, Wäschespinnen oder Waschbecken", zählt der Wuppertaler Staatsanwalt Wolf Baumert auf, während er zwischen Beamten steht, die Beweismaterial einpacken.

Zu weiteren Details der monatelangen Ermittlungen wollten sich die Behörden nicht äußern; auch nicht preisgeben, wie viele Firmenmitarbeiter und Zivilbeschäftigte konkret in Mönchengladbach und Viersen verdächtigt werden. Man wolle die Ermittlungen nicht gefährden und niemanden, gegen den nur ein Anfangsverdacht bestehe, brandmarken.

Gerd Soggeberg, Kopf der Betriebsvertretung der rund 1000 Zivilbeschäftigten im JHQ und in Elmpt, hatte alle Hände voll zu tun, besorgte Handwerker zu beruhigen. "Alle waren in heller Aufregung, was die Polizei hier macht. Ich kann niemanden beruhigen. Nur selbst ruhig bleiben. Aber ich kann es selbst kaum glauben. "

Soggeberg hofft, dass die ganze Angelegenheit keinen negativen Einfluss auf die aktuellen Diskussionen um eine Privatisierung der Gebäudeinstandhaltung hat. Derzeit wird geprüft, ob private Firmen besser und preiswerter als eigene Kräfte wären.

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