Jecke Jahreszeit: Gladbach fest in Möhnenhand

Mit fiesen Nasen, dicken Warzen und ollen Hüten starteten die Gladbacher in den Straßenkarneval.

Mönchengladbach. Um 11 Uhr ist die Anzahl der Möhnen auf dem Konstantinplatz in Giesenkirchen zwar noch überschaubar, aber das soll sich schnell ändern.

Bald ist der Konstantinplatz gefüllt, und die drei Möhnen Trudi (Faltenfaktor etwa 70 Jahre), Oma Olga (99) und Oma Ida (101) schunkeln begeistert mit: "Für uns ist das der erste Rathaussturm, dafür ist man ja nie alt genug", sagen die Damen, deren jugendliche Stimmen so gar nicht zu den runzligen Gesichtern passen wollen.

Sie helfen verstärkt mit, Mafioso Frank Boss (im normalen Leben Bezirksvorsteher) zu vertreiben und das Giesenkirchener Rathaus in Weiberhand zu bekommen.

Giesenkirchens Obermöhne ist die Präsidentin der KG Botterblom, Angelika Palmen. Sie und zwei Begleiterinnen finden kaum ein Plätzchen auf dem Wagen, der als Bühne dient. Kurzerhand knallt es da einmal richtig, ein paar Ballons müssen dran glauben, und zumindest die Gesichter der liebreizenden Gestalten sind kurz in dem winzigen Gefährt zu sehen.

"Wenn die Herren da oben glauben, die könnten uns mit einer kleinen Bühne einschüchtern, dann muss ich sie enttäuschen. Wir werden auf jeden Fall das Rathaus erobern", ruft die Obermöhne und wird Recht behalten. Völlig entkräftet müssen sich die Männer schließlich geschlagen geben.

In Odenkirchen ist zwar mit Bezirksvorsteherin Renate Zimmermanns sowieso immer alles unter weiblicher Führung, aber das hindert keinen der rund 350 Karnevalisten, kräftig zu feiern.

In diesem Jahr steht die Bühne statt auf dem Wingertsplatz direkt auf der Burgstraße vor dem Rathaus. Die Möhnen sind begeistert und feiern erst mal das Kinderprinzenpaar. Yannick I. und Laura II. werden überrascht: Auf einmal kommt ein weiteres Prinzenpaar in lieblichem Pink auf die Bühne: "Wir sind Lissy und Franz und kommen direkt aus Wien", klärt Franz auf. Und Renate Zimmermanns weiß nun endlich, wo der Vorsitzende der Kinderprinzengarde geblieben ist. Auch Marcus I. und seine Niersia Ilona zeigen sich in Odenkirchen. Sie lassen keinen Ort aus, an dem sich Möhnen versammeln.

Sie sind auch am Nachmittag in Rheydt anzutreffen. Auch hier haben sich einige "schöne" Weiber versammelt. Trotz immer dichter werdender Wolkendecke kommt dabei an diesem Tag keine trübe Stimmung auf. Wie bei Möhne Rita, geschätzte 103 Jahre alt, verrät: "Ach, Regen und Schnee macht doch eine Möhne nur noch schöner!"

Auch auf der Friedrichstraße haben die Frauen das Regiment übernommen. Die Möhnen geben bunt, schrill und laut den Startschuss für den Straßenkarneval. Als Hexen, Hühner oder Bunny-Häschen verkleidet, schunkeln und tanzen sich Närrinnen rund um die Bühne frostige Füße und Herzen warm.

"Tolle Atmosphäre", findet Sabine. Die Gladbacherin ist nicht zum ersten Mal beim Möhnentreiben der KG Stadtmitte und des Mönchengladbacher Karnevalsverbands. Doch zusammen mit ihrer Freundin Angelika tritt sie dieses Jahr erstmals bei der Prämierung fürs schönste Möhnenkostüm an: "Ich habe alles selbst genäht. Nur die Jacke stammt aus der Kleidertruhe meiner Mutter", erzählt Angelika. Als Startnummer eins ist sie "ein bisschen nervös", nimmt es aber locker: "Wir wollen Spaß haben."

Hinter der Bühne zählen KG-Mitglieder jede Anmeldung. 16 fantasievoll kostümierte Möhnen gehen bisher an den Start: "Wir brauchen mindestens 24", ruft auf der Bühne Präsidentin Melanie Nießen zum Mitmachen auf. Es gilt, eine Wette zu gewinnen. Mit 101 gezählten Möhnen in Gladbach und Rheydt soll der Oberbürgermeister in die Knie gezwungen werden.

Dann müsste Norbert Bude mit einer Zahnbürste die Rathaustreppe putzen.

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