Insolvenz: Firma verkauft, aber Jobs gerettet

Wirtschaft: Ein Mitarbeiter und ein Willicher übernehmen AVD Produktionstechnik.

Mönchengladbach. Eine Lösung, mit der alle zufrieden sind: die Kunden, die Vermieter, die Gläubiger und vielleicht auch die Mitarbeiter. Die Firma AVD Produktionstechnik GmbH im Schlafhorst-Gewerbepark in Speick bekommt einen neuen Eigentümer. Wegen der Wirtschaftskrise hatte der Zulieferer für die Maschinenbauindustrie, der bis dahin einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro gemacht hatte, im Juni 2009 Insolvenz anmelden müssen. 40 Mitarbeiter sollten ihren Arbeitsplatz verlieren, und die Gläubiger wären leer ausgegangen.

Jetzt haben ein früherer kaufmännischer Mitarbeiter der Firma, Uwe Heidmann, und der Chef eines Willicher Metallbauunternehmens, Mario Bock, die Ärmel hochgekrempelt und die Firma MBH Metallconcept GmbH gegründet, die AVD übernehmen wird. Erwarten kann das Unternehmen einen Jahresumsatz von zwei Millionen Euro. 22 Arbeitsplätze bleiben erhalten. "Und die Gläubiger haben Aussicht auf eine erhebliche Quote", wie der Insolvenzverwalter, der Mönchengladbacher Rechtsanwalt Christian Potrafke, sagt.

Der Jurist hatte die übertragende Sanierung eingeleitet und zum Beispiel Leasingverträge für Fahrzeuge und Maschinen gekündigt. Die meisten dieser Maschinen kann MBH Metallconcept zu einem günstigeren Preis übernehmen. "Das ist für den Leasinggeber billiger, als die Maschine abzubauen", sagt Bock, der seine Willicher Firma, mit der er bisher jährlich 1,5 Millionen Euro Umsatz macht, innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre nach Gladbach umsiedeln wird. "Der Vermieter der Räume ist uns mit dem Pachtpreis entgegengekommen", sagt Heidmann.

Von der Zusammenarbeit versprechen sich Bock und Heidmann Synergieeffekte. Brauche etwa ein Maschinenbauer außer Präzisionsteilen im Bereich von Zehntel-Millimeter-Genauigkeit - eine AVD-Spezialität - auch ein Vordach, könne der Auftrag von Bock abgewickelt werden, der im Millimeter-Bereich arbeitet.

Bock erwartet, dass er mit dem Umzug nach Gladbach zehn weitere Mitarbeiter braucht. 22 Jobs hatten erhalten werden können. Hoffnung gibt es auch für die entlassenen AVD-Mitarbeiter. "Möglich, dass wir wieder einstellen können", sagt Heidmann. Schlafhorst Oerlikon und der Krankenhausausstatter, deren Aufträge an AVD im vergangenen Jahr plötzlich gegen Null gingen und die Insolvenz auslösten, "boomen wieder und sind an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert", sagt Heidmann, der bei AVD für Einkauf und Vertrieb zuständig war.

"Gute Mitarbeiter findet man nicht auf dem Arbeitsmarkt", sagt Brock und will deshalb zukünftig auch ausbilden. Und dann kann man über eine weitere Erhöhung der Umsätze nachdenken.

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