Hilfe für junge Mütter

Die Schwungfeder bietet Frauen und Kindern ein Zuhause.

Mönchengladbach. Noel, Livia und Emily sorgen für Leben, Lärm und Aktion im Haus Nr. 3 an der Kammgarnstraße. Sie leben gemeinsam mit ihren Müttern und weiteren Kindern in der im Januar bezogenen neuen Mutter-Kind-Einrichtung des Vereins "Schwungfeder".

In dem geräumigen Haus finden junge Mütter ab 14 Jahren Unterstützung und Hilfe bei der Betreuung ihres Babys - und das rund um die Uhr.

Das vom Verein AZEH (Alternative zur Erziehung im Heim e.V.) betriebene Haus bietet mit zwölf Zimmern und sechs Bädern Platz für fünf Mütter mit ihren Kindern.

Die jüngste Mutter ist momentan 15, die älteste 32 Jahre alt. Der Aufenthalt wird vom Stadtjugendamt finanziert. "Die jungen Frauen werden zu uns geschickt, wenn die Vermutung besteht, dass sie allein mit der Pflege eines Babys nicht zurecht kommen", erklärt Sozialpädagogin Ricarda Siebers.

Für viele Mütter ist es die letzte Chance, ihr Kind zu behalten: "Eine unserer Bewohnerinnen hat schon sechs Kinder, die ihr weggenommen werden mussten", erklärt Ricarda Siebers. "Das siebte will sie unbedingt behalten - und deshalb ist sie hier."

Die jungen Frauen kommen oft schon vor der Entbindung ins Haus. Ist das Kind da, sei immer jemand zur Stelle, wenn die junge Mutter nicht weiter weiß. "In den ersten Monaten hatten wir einige Geburten", erzählt Ricarda Siebers. "Danach waren die Nächte für alle unruhig."

Die Sozialpädagogin mit Nachtbereitschaft hat vier Babyphone im Bereitschaftsraum und ist zur Stelle, wenn sich ein Kind meldet. "Wir helfen beim Wickeln oder Füttern oder stehen zur Seite, wenn das Kind krank ist", sagt Ricarda Siebers.

Ziel der Einrichtung ist aber, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu fördern, damit die Mutter nach spätestens zwei Jahren in der Lage ist, mit ihrem Kind in einer eigenen Wohnung zu leben.

Bis dahin ist es ein langer Weg, denn die Betreuer achten darauf, dass die Bewohnerinnen ihre Zimmer regelmäßig sauber machen, die Babys oft genug wickeln, morgens pünktlich aufstehen, keine Dauertelefonate mit dem Handy führen oder den Fernseher nicht vor 19 Uhr anmachen. Solche Regeln sorgen manchmal unter den Bewohnern für Zoff und Reibereien.

Trotzdem fühlen sich die Bewohnerinnen wohl in der Einrichtung. "Sie erleben oft zum ersten Mal, dass sich jemand um sie kümmert", erklärt die Sozialpädagogin.

Die Mutter-Kind-Einrichtung ist die zweite von AZEH in Mönchengladbach betriebene Einrichtung. "Der Bedarf ist groß", weiß Ricarda Siebers, "es gibt Wartelisten."

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