Grabstätten werden zum ungepflegten Problem

Wenn Angehörige Grabstätten nicht mehr pflegen kann die Stadt meist nur ermahnen.

Mönchengladbach. Wenn Silvia C. (Name von der Redaktion geändert) zum Grab ihrer Schwester auf dem Gladbacher Hauptfriedhof geht, steigt schon bald Ärger in ihr hoch. Hier das von ihr liebevoll gepflegte Grab - und direkt daneben eine unordentliche Ansammlung von wuchernden Ranken, Gras und Unkraut um einen vermoosten Grabstein.

"Und das wächst alles hier rüber. Das reinste Chaos", sagt sie. Schon oft hat sie sich deswegen beim Grünflächenamt beschwert. "Ich verstehe die Angehörigen nicht", sagt sie, "wenn die sich nicht darum kümmern wollen, dann können die das Grab doch einfach aufgeben."

Und es ist kein Einzelfall. "Wir haben es leider mit einer zunehmenden Anzahl ungepflegter Grabstätten zu tun", sagt Jürgen Essers, Leiter der städtischen Abteilung für Grünflächen und Grabstätten. Derzeit seien es rund 200Gräber, die von der Familie einfach vernachlässigt werden.

Oft seien es die Angehörigen von Verstorbenen in den Nachbargräbern, die die Stadt auf die vernachlässigten Ruhestätten aufmerksam machten. Aber mehr als die Angehörigen ausfindig machen und anschreiben, kann die Abteilung nicht machen. "Wir können das Grab nicht einfach einebnen, da gibt es ja bestehende Verträge über die Nutzung der Grabstätten." Bei Erdgräbern sind das in der Regel 25 Jahre.

Oft seien die Angehörigen aus der Stadt weggezogen. Dann sei der Aufwand, sie zu finden, enorm groß. Allerdings: "Wenn wir sie angeschrieben haben, kümmern sie sich in der Regel auch bald um das Grab", sagt Essers. Oft wiederhole sich aber das Spiel dann im nächsten Jahr. "Und wenn definitv feststeht, dass die Nutzungsberechtigten nicht zu erreichen sind, können wir selbst etwas tun." Dann werde die Grabstätte in ein Rasengrab umgewandelt und bis zum Ende der Nutzungszeit von der Stadt gepflegt.

Das anscheinend fehlende Verantwortungsbewusstsein der Angehörigen ist für Essers ein klares Zeichen einer sich wandelnden Friedhofskultur. Oftmals stünden für die Angehörigen allein die Kosten im Vordergrund, was sich auch bei dem wachsenden Trend hin zu bislang günstigeren Urnenbestattungen zeige.

Das Problem trete allerdings eher auf den beiden städtischen Hauptfriedhöfen auf. "In den ländlicheren Stadtteilen funktioniert die soziale Kontrolle besser. Da kennt ja jeder jeden", sagt Essers. Da werde man bald angesprochen, wenn etwa das Grab der Eltern kein schöner Anblick sei.

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