Gladbachs neuer Wohlfühlort

Das Fest zur Eröffnung des Sonnenhausplatzes lockte zahlreiche Besucher an, bei denen gute Laune herrschte.

Womöglich war es eine Welturaufführung. Ein Wagnis sei es auf jeden Fall gewesen, sagte Christian Malescov danach. Soeben hatte er unter Aufbringung der heftigsten Gestiken, die ein Orchesterleiter jemals leisten musste, das vertikale Konzert dirigiert. Die Musiker des Jugendsinfonieorchesters standen und saßen verteilt auf den Balkonen des Sonnenhauses, Malescov stand in gehörigem Abstand dazu auf einem Podest am anderen Ende des Platzes. „Wir hatten großes Glück mit dem Wetter — wenig Wind und kein Regen“, sagte er. So konnten die Streicher brillieren, die Trompeten klangen wir Fanfaren, sogar die zarten Flöten kamen gut an — bei der Menschenmenge, die auf dem neuen Sonnenhausplatz das Konzert begeistert verfolgte und minutenlang frenetisch beklatschte. Der Mönchengladbacher Komponist Rüdiger Blömer hatte eigens für die Eröffnung des neuen Platzes das „Sonnenhauslied“ komponiert — auch dessen Aufführung eine Premiere.

Zu dieser Zeit hatten die Kinder längst Besitz von den sieben Eseln ergriffen, auf den Rücken der bronzenen Tiere gab es zu keiner Zeit freie Plätze. „Klasse sind die Esel, super zum Klettern“, sagten die jüngsten Besucher des fröhlichen Festes, mit denen auch das Werk der Künstlerin Rita McBride, „Donkey’s Ways“, begrüßt wurde. Ein bestens gestimmter Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners sagte ebenfalls von einem der Sonnenhaus-Balkone herab: „Die Kunst hat sich aus dem Skulpturengarten heraus in die Stadt begeben.“

Und Reiners dankte den Bewohnern des Hochhauses nicht nur für die immense Geduld, die sie während der langen Bauzeit bewiesen hatten, sondern auch für ihre Gastfreundschaft. Immerhin hatten sie ihre privaten Wohnungen und Balkone für die Feierlichkeiten geöffnet.

Die offizielle Begrüßung der Esel wurde vom Oberbürgermeister, der Künstlerin Rita McBride, Museumsleiterin Susanne Titz, dem Kurator Markus Ambach und Ulrich Wölfer, Vorstand von Unibail-Rodamco, mitten im Getümmel absolviert. Unibail-Rodamco, Besitzer und Betreiber des Minto, hat den Gladbachern die sieben Esel geschenkt.

Die Stimmung auf dem neuen zentralen Platz der Stadt hätte besser nicht sein können. Den Besuchern oblag es, zwischen diversen reizvollen Aktionen zu wählen. Der Jugendclub des Theaters tanzte ausdrucksstark und emotional vor dem Minto, der Poetry Slamer Jonas Jahn sprach wortgewandt und amüsant über Esel, Eselsohren, Eselsbrücken und mehr, der Autor Ansgar Fabri, Bewohner des Sonnenhauses, las aus seinem Werk, vor dem Jugendzentrum Step wurden farbenfrohe Esel gebastelt, und am „Speaker’s Corner“ direkt nebenan informierten die Direktorin des Odenkirchener Tierparks, Katrin Ernst, und der Kunsthistoriker Florian Matzner fachkundig über Esel. Wobei Matzner gleich zu Beginn klarstellte, dass er der wahre Eselfachmann sei, weil seine Eltern im Garten einen Esel hielten, der den Rasen kurzhielt. Das Blechbläser-Ensemble und das Jugendblasorchester der Musikschule sorgten für temperamentvolle musikalische Akzente.

Der Sonnenhausplatz verändert die Mitte der Stadt erheblich. Niemals zuvor gab es an dieser Stelle eine solche Weite, niemals zuvor war der Hans-Jonas-Park derart einbezogen, niemals zuvor bildete die umliegende Architektur ein Ensemble wie heute. Der Platz als Treffpunkt, als Spielplatz für die Kinder, als Wohlfühlort — das hat gestern bereits bestens funktioniert.

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