Gipfel und Strapazen

Reinhold Messner (65) erzählte in der KFH vom Extrem-Bergsteigen als Lebensgefühl und dem Herausfordern des Todes.

Mönchengladbach. "Ein extremer Bergsteiger geht dorthin, wo man umkommen kann", sagt Reinhold Messner. Er redet von Gefahr und neuen Herausforderungen. Warum er sie immer wieder gesucht habe? Es sei ein Lebensgefühl, sagt der 65-Jährige und zitiert den Dichter Gottfried Benn: "Bergsteigen ist der Widerstand gegen den herausgeforderten Tod."

Reinhold Messner ist der zweite Gast, den der Initiativkreis Mönchengladbach im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe "Pioniere der Welt in Mönchengladbach" eingeladen hat. Wie der Schweizer Abenteurer Bertrand Piccard sei auch der Extrembergsteiger aus Südtirol ein Pionier, dessen Leistungen für andere Vorbildfunktion trügen, stellt Lothar Erbers, Schirmherr des Initiativkreises, den Gast in seiner Begrüßung vor. "Passion of Limits" lautet der Titel von Messners Vortrag in der ausverkauften Kaiser-Friedrich-Halle.

Seine Zuhörer sind bei mäßigen Minusgraden und leichtem Schneeschauer gekommen. Reinhold Messner hat Gletschergipfeln, Eiswüsten und Temperaturen von minus 50 Grad Celsius getrotzt. Messner hat auf seinen Touren die Nächte in Zelten verbracht, die, unter Felsen vor dem eisigen Wind geschützt, in schwindelnden Höhen standen.

Lothar Erbers bringt es "karnevalistisch" auf den Punkt: "Dort wo wir auf 4000 Metern in den Alpen keine Luft mehr bekommen würden, stellt er gerade mal sein Fahrrad ab."

Reinhold Messner hat die gewaltigsten Berge der Welt bezwungen. Alle vierzehn Achttausender kann er auf seinem Konto verbuchen. Er war der erste ohne Sauerstoffmaske auf dem Mount Everest. Und er war der Erste, der das Dach der Welt und den Nanga Parbat solo erstiegen hat. Messner durchquerte die Antarktis und das Eis Grönlands.

Routiniert und sachlich nimmt er seine Zuhörer mit in die Welt seiner heimatlichen Dolomiten und des gewaltigen Himalaja-Gebirges. In seinem faszinierendem Vortrag, untermalt von eindrucksvollen Filmbildern, werden schroffe Felsformationen, eisige Hänge und unmenschliche Strapazen vorstellbar: "Auch Bergsteiger haben Ängste", betont Reinhold Messner immer wieder. Und dass er in seinem Leben oft auch gescheitert sei.

Man glaubt es ihm spätestens dann, wenn er mit belegter Stimme vom Tod seines Bruders am Nanga Parbat berichtet: "Ängsten kann man am besten begegnen, indem man etwas tut", gibt der Grenzgänger seinen Zuhörern als Lebensphilosophie mit auf den Weg.

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