Gasexplosion: Eine Straße liegt in Trümmern

Ein Toter und zwei lebensgefährlich Verletzte - so lautet die schreckliche Bilanz einer Explosion in einem Wohnhaus. BILDER von der UNGLÜCKSSTELLE

<strong>Mönchengladbach. Der Knall um 14.21 Uhr muss ohrenbetäubend gewesen sein. "Alles hat gewackelt, es war lauter als alles, was ich je gehört habe", sagt Marijan Dukic drei Stunden später. "Ich weiß nicht, wie sich eine Bombe anhört, aber lauter kann das auch nicht sein." Um 14.23 Uhr erhält die Feuerwehr den Alarm, dass es "eine gewaltige Explosion" gegeben habe. Um 14.28 Uhr sind die ersten Einsatzkräfte da. "Die Polizei war noch schneller, die sitzen ja gleich um die Ecke", berichtet Dukic weiter. Seine Lebensgefährtin Tanja Behr und er wohnen gegenüber der Pizzeria Bella Italia am Siepensteg, einer kleinen Stichstraße der Richard-Wagner-Straße im Rheydter Stadtteil Hermges.Sie eilen auf die Straße, um zu helfen und stehen sofort in Mengen von Glasscherben. "Und die Menschen kamen uns schon entgegen", sagt Tanja Behr. Sie zittert am ganzen Körper, noch drei Stunden später. "Es ist die Kälte", meint sie und zieht hastig an ihrer Zigarette. "Oben an den Fenstern waren noch Leute, die nicht raus konnten, weil da kein Treppenhaus mehr war", erzählt sie und schüttelt den Kopf. "Da sind sonst immer viele Kinder, auch auf der Straße, gut, dass es geregnet hat."

Michael Gartz war mit Boxerrüde Buddy unterwegs. "Wir haben von der Explosion nichts mitbekommen, nur die Feuerwehr fahren sehen." In die Wohnung konnten er, seine Lebensgefährtin und Buddy zunächst nicht zurück. "Wir wohnen zwei Häuser neben der Pizzeria, und da muss auch noch geschaut werden, ob es statisch ein Problem gibt." Kurzfristig konnte er mit der Feuerwehr hinein, die vier Katzen versorgen. "Ich hätte sie auch mitnehmen können, aber wohin?"

Zwischen den besorgten und entsetzten Menschen springen die Kinder hin und her. Für die Kleineren ist das Ganze ein riesiger Abenteuerspielplatz. Der zehnjährige Hasan telefoniert mit seinen Freunden per Handy. "So viel Feuerwehr auf einmal hast Du noch nie gesehen", sagt er schwer beeindruckt.

Aydogran Karabulut ist mit seiner Frau zum Unglücksort geeilt. "Es ist ihre Familie, der die Pizzeria gehört", berichtet er. Um 17Uhr hätte die Pizzeria aufgemacht, dann wäre es voll gewesen. Seine Schwiegereltern waren schon dabei, das sonntägliche Familienessen vorzubereiten, denn die meisten der fünf Kinder mit ihren Familien versammelten sich jeden Sonntag dort. Die Großeltern wohnen auch im betroffenen Bereich.

"Opa will sofort zurück, auf jeden Fall heute Nacht dort schlafen, er will seine Wohnung nicht im Stich lassen", berichtet Karabulut weiter. "Schließlich wohnen die beiden schon über 40 Jahre dort. Heute hat der alte Herr Geburtstag. "Da wollten wir am Nachmittag alle zusammenkommen", erzählt seine Enkelin.

Das Technische Hilfswerk überprüft derweil die Statik der Häuser, denn auch drei Stunden nach der Explosion wird noch ein Mensch vermisst. Die Retter sollen aber nicht auch noch verschüttet werden, falls etwas nachrutscht. So suchen dann Hundestaffeln nach dem Vermissten.

Ursache Vermutlich war Gas die Ursache der Explosion. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, wird noch ermittelt. Die NVV hat das Gas in der Straße abgestellt.

Folgen Neun Häuser, darunter das, in dem die Pizzeria war, können vorerst nicht betreten werden. Statiker prüfen, ob sie abgerissen werden müssen. 100 Bewohner mussten die Nacht woanders verbringen.

Tote/Verletzte Es gab einen Toten und acht Verletze, zwei davon schwer.

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