Für das Opfer war es die Hölle

Eine Gruppe aus dem Mafia-Milieu wird in diesem Monat vor Gericht stehten: Es geht auch um Geiselnahme und schweren Raub.

Mönchengladbach. Für Murat K. war es die Hölle. Er musste sich nackt ausziehen, wurde massiv misshandelt, mit Pistole und Rasierklinge bedroht, und bei schneller Fahrt wäre er beinahe aus der offenen Wagentür getreten worden. Die Stunden voller Gewalt und Schrecken werden K. am 21. Oktober vor der Großen Jugendkammer des Landgerichts an der Hohenzollernstraße erneut einholen. Dann stehen seine mutmaßlichen Peiniger, die aus dem Mafia-Milieu kommen sollen, vor Gericht.

Zwei Türken und drei Deutsch-Türken — sie leben alle in Gladbach — hält die Staatsanwaltschaft Geiselnahme, schweren Raub, räuberische Erpressung und gefährliche Körperverletzung vor. Für den Prozess gelten erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.

Bevor die Fünf Murat K. als Geisel nahmen, soll es zwischen den Beschuldigten und dem Bruder des Opfers ständig Streit gegeben haben. Dabei ging es um die Besitzverhältnisse einer Imbissbude an der Duvenstraße. Der Mitangeklagte Mahmut T. habe sie kaufen wollen und eine Anzahlung über 3000 Euro geleistet. Der Imbiss wurde aber zunächst an einen Dritten, zum Jahreswechsel 2009/2010 an den Bruder von Murat K. veräußert. Seitdem herrschte „Krieg“ unter den Beteiligten.

Das Opfer: Murat K. Der fuhr am 1. Februar, 22 Uhr, mit dem Pkw zum Nachttresor der Deutschen Bank. Dort wollte er die Einnahmen des Tages deponieren. K. arbeitete ebenfalls in dem Esslokal.

Mit zwei Fahrzeugen hinderten die Angeklagten den jungen Mann an der Weiterfahrt — die Tortur begann. Die mit auf der Anklagebank sitzenden Brüder Ömer und Kemal K. sollen ihn während der Fahrt mit einer Pistole und einer Rasierklinge eingeschüchtert haben, K. wurde gefesselt und sein Kopf mit einer Jacke bedeckt. Ständig habe er Schläge bekommen. Bei der nächtlichen Fahrt in einem Auto der Erpresser habe ihm Mahmut T. (31) die Pistole in den Mund gedrückt und ihn aufgefordert, Deutschland zu verlassen.

Außerdem solle das Opfer dafür sorgen, dass der Bruder das Lokal an T. übergibt. Er sei aber auch mit wöchentlichen Schutzgeld-Zahlungen über 500 Euro einverstanden. Als Murat K. das zugesagt habe, brachte man ihn zu seinem Wagen zurück.

Der junge Mann, der als Nebenkläger auftritt, verlor in dieser Nacht nicht nur zwei Zähne, erlitt unzählige Prellungen und durchlitt Todesängte. Von seinem Trauma ist er immer noch nicht geheilt, sagt der Staatsanwalt.

Der Prozess wird am 24. Oktober, 9.15 Uhr fortgesetzt.

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