Flüchtlinge: Kakerlaken im Heim

Der Arbeitskreis Asyl spricht von unhaltbaren Zuständen. OB Norbert Bude (SPD) räumt Pannen ein.

Mönchengladbach. Insektenbefall, vor allem durch Kakerlaken, unzureichende Wasserabflüsse, mangelnde Hygiene — der Arbeitskreis Asyl der katholischen Gemeinde St. Mariae Himmelfahrt (Altstadt) hat all das und noch mehr Besorgniserregendes in städtischen Flüchtlingsheimen festgestellt. Besonders im Asylbewerberheim Hardter Straße 201 seien u.a. die hygienischen Verhältnisse unhaltbar, teilweise sei die Anlage überfüllt gewesen, so dass die Bettenzahl nicht ausreichte.

Der Asylkreis hat seine eigenen Beobachtungen, die Schilderungen von Flüchtlingen, aber auch von Mitarbeitern, die direkt wie indirekt mit den Unterkünften und ihren Bewohnern zu tun haben, in einem mehrseitigen Brief an die Stadt zusammengefasst. Mittlerweile hat OB Norbert Bude (SPD) dem Arbeitskreis geantwortet. Er wies Darstellungen des Kreises teilweise zurück, räumte aber Defizite ein. Der katholische Priester Edmund Erlemann sowie Klaus-Dieter Kraus und Alexander Micha hatten den Brief verfasst.

Gerade in den vergangenen Monaten war die Zahl der Flüchtlinge dramatisch angestiegen. Deutlich mehr als 500 Personen suchten Zuflucht — darunter viele aus Serbien und Mazedonien. Sie können visafrei einreisen. Zum Vergleich: 2010 kamen 190 Menschen, ein Jahr später insgesamt 148 Bewerber.

Der starke Anstieg führte dazu, dass die vier städtischen Einrichtungen nicht ausreichten. Zeitweise kamen Flüchtlinge in Gebäuden des Technischen Hilfswerks, Lilienthalstraße, und in gemieteten Wohnungen u.a. an der Aachener Straße unter.

Auch die marode Sammelunterkunft in Neuwerk (Bockersend 191) wurde wieder geöffnet, allerdings vor dem Ansturm. Aktuell habe sich die Lage zumindest bei der Anzahl „entspannt“, teilte die Stadtverwaltung auf WZ-Anfrage mit. So halten sich noch 424 Asylbewerber — 384 in Gemeinschaftsunterkünften, 40 in Wohnungen städtischer Wohnungsbaugesellschaften — in Gladbach auf.

Erlemann, Kraus und Micha erklären, ein weiteres Wegschauen und passives Hinnehmen der tatsächlichen desolaten Zustände könne „durchaus strafrechtlich relevant“ für die Verantwortlichen werden. Es sei zwar richtig, dass die ein oder andere Waschmaschine durch unsachgemäßes Bedienen und Befüllen kaputt gehe, doch die Probleme lägen tiefer.

Konkret: Schlechter Zustand der Einrichtungen, fehlende Geräte wie Waschmaschinen, und eine Anleitung bzw. psychosoziale Betreuung der Heimbewohner durch geschultes Personal finde nicht statt. Die auf dem Papier vorgesehenen Sozialarbeiter fielen aus. Nicht ständig vor Ort befindliche Hausmeister seien mit der prekären Situation überfordert.

Bude erklärte u.a. in dem Brief, die Bewohner könnten die Zustände in den Häusern durch „ihre Mitwirkung verbessern“.

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