Fliegerbombe legt Wanlo lahm

Während der Entschärfung waren am Montag mehrere Straßen gesperrt, darunter auch die A 61. Die Anwohner blieben gelassen.

Mönchengladbach. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas noch erlebe“, sagt Helmut Schier. Der Rentner lebt seit 25 Jahren an der Straße Auf dem Stiel in Wanlo. Am Montagmorgen muss er sein Haus verlassen, denn bei Bauarbeiten auf einem Acker ist eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden.

Während der Entschärfung darf sich im Umkreis von 250 Metern um den Fundort niemand aufhalten — weder drinnen noch draußen. „Ich fahre jetzt zu meiner Tochter nach Wickrathberg“, erzählt der 72-Jährige und schaut auf die Uhr. „In zehn Minuten muss ich hier weg sein. Ich bin nur etwas besorgt, weil ich meine beiden Hunde hierlassen muss, aber es wird schon alles gutgehen.“

Auch in der Tierarztpraxis Wanlo müssen Dr. Hans-Jürgen Niedringhaus und seine Mitarbeiter um 11.15 Uhr das Gebäude verlassen. „Wir haben alle, die später einen Termin hatten, telefonisch informiert“, berichtet der Tierarzt. „Dadurch war der Vormittag etwas stressig.“

Jack-Russell-Dame Jessi schaut ein wenig traurig. Sie muss an der Leine gehen — und dann wird der Gassigang auch noch durch einen Mitarbeiter des Ordnungsamtes gestoppt. „Hier können Sie leider nicht durch“, heißt es — und Frauchen Anja Schroer muss umdrehen. Denn in einem erweiterten Radius von 500 Metern darf sich niemand im Freien aufhalten.

Darüber wachen 16 Polizeibeamte und 13 Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Ein Lautsprecherwagen fährt durch die betreffenden Straßen. Die Anwohner sollen sich nicht in der Nähe der Fenster aufhalten. Schließlich könnte bei einer Explosion Glas zu Bruch gehen. Nicht alle halten sich daran, hinter mehreren Fenstern sind Gesichter zu erkennen.

Gegen 11.40 Uhr geht auf der A 61 nichts mehr. Von Norden kommende Autos werden am Kreuz Wanlo abgeleitet, von Süden kommend ist die Autobahn ab Jackerath gesperrt. Die Folge: zwischen zwei und drei Kilometer Stau in beide Richtungen.

Auch in Wanlo selbst sind mehrere Straßen gesperrt. Verena Labusch schaut etwas ratlos auf ihre Landkarte. Neben ihr steht ein mit Gepäcktaschen schwer beladenes Fahrrad. Die Krefelder Sozialpädagogik-Studentin radelt für ein Projekt in die Eifel. Und nun weiß sie nicht mehr so recht weiter. Ein Polizist kann helfen. „Dann komme ich ja heute vielleicht doch noch an“, sagt die 26-Jährige und schwingt sich aufs Rad.

Vor der Wanloer Feuerwache sammeln sich die Pressevertreter: Fahrzeuge von RTL, dem WDR und Radio 90,1 stehen an der Straße. Um 12.31 kommt die Nachricht, auf die alle warten: „Die Bombe ist entschärft“, verkündet ein Mitarbeiter der Stadt. Ein zusätzlich bereitgestelltes Löschfahrzeug der Feuerwehr und ein Rettungswagen rücken ab. Nur Minuten später sind alle Straßensperren aufgelöst.

Auf dem Acker wird die 250-Kilogramm-Bombe gerade an den Haken genommen und verladen. Bombenentschärfer Frank Hopp, der den Job seit 21 Jahren macht, gibt sich gelassen: „Das war eigentlich alles Routine.“ Und auch Helmut Schier kann zu seinen Hunden zurückkehren. „Beiden geht es gut“, ist der Rentner erleichtert.

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