Feuerwehrchef Lampe: „Ich hätte nicht geglaubt, dass es so was gibt“

WZ-Interview: Jörg Lampe, Chef der Berufsfeuerwehr, über Übungen und Masseneinsätze.

Mönchengladbach. Jörg Lampe, Chef der Berufsfeuerwehr, sprach im Interview mit der WZ über Übungen und Masseneinsätze.

Herr Lampe, dass Gas aus einer Löschanlage einen solchen Schaden anrichtet, ist sicher auch für die Feuerwehr ungewöhnlich?

Lampe: Ich habe nicht für möglich gehalten, dass es so etwas gibt. Vor allem, da die Anlage das Feuer auch sofort dadurch gelöscht hat, dass das ausströmende CO2-Gas den Sauerstoff entzogen und somit die Flamme erstickt hat.

Als ihre Feuerwehrmänner selbst Opfer des Gases wurden, wie haben sie reagiert?

Lampe: Ich habe feste Alarmpläne angelegt. Bei mehr als zehn Verletzten sprechen wir in Mönchengladbach von einem Massenanfall. Hierfür sind in unserem Computer klare Vorgaben definiert, welche Einsatzkräfte wir brauchen. Auch an die Wasser- und Lebensmittelversorgung für die über 400 Einsatzkräfte muss man zum Beispiel denken. Auch das lief parallel.

Sie hatten aber auch Kräfte aus anderen Städten vor Ort?

Lampe: Ja, wir hatten eine Großschadenslage. Dann sehen wir, welche Einheiten anderer Städte uns unterstützen können. Ich habe alle Berufsfeuerwehrfachen alarmiert. Um dann auf weitere Notlagen zu reagieren, rücken die Freiwilligen Einheiten in die Wachen unserer Berufswehr.

In diesem Fall haben sie aber eine höhere Alarmstufe ausgegeben, oder?

Lampe: Ja, denn das war mit unseren eigenen Kräften nicht zu schaffen. Aufgrund der Lage der Unfallstelle habe ich die Feuerwehr im Kreis Neuss alarmiert und dort die Alarmstufe Mav-T für Mönchengladbach ausgelöst.

Was bedeutet das?

Lampe: Wir hatten ein hohe Verletztenzahl, die wir selbst nicht mehr in die Krankenhäuser bringen können. Es ist ein "Massenanfall Verletzte". Das T steht daher für Transport. Der gesamte Kreis Neuss hat uns daraufhin Rettungswagen geschickt. Bei über hundert Verletzten müssen alle Rettungsketten ineinander greifen. Das hat perfekt geklappt. Bei dem Großbrand einer Neuwerker Fleischfabrik im April hatten wir die Alarmstufe Mav-B. Weil wir Brandbekämpfungskräfte brauchten. Dafür steht das B.

Es waren jetzt über 300 Männer und Frauen im Einsatz. Kann man das trainieren?

Lampe: Kollegen in anderen Städten tun das. Ich halte nichts davon. Ich übe im Kleinen. Was da klappt, übertragen wir dann auf die Großschadenslage. Es nützt nichts, mit 300 Kollegen so ein Szenario zu üben. Wichtig ist, dass jeder weiß, auf welche Position er muss. Das hat funktioniert, hier muss ich alle Einsatzkräfte loben.

Ist das der bisher größte Einsatz in der Stadt gewesen?

Lampe: Was die Zahl der Verletzten angeht, ja. Neuwerk war von den Brandausmaßen gewaltig. Die Hausexplosion am Siepensteg war durch die sehr schwer Verwundeten und den Todesfall eine Herausforderung. Aber über hundertVerletzte hatten wir in Gladbach bisher noch nie.

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