Familiensache Weihnachtsbaum

Bei der Suche nach dem perfekten Baum haben die Kinder das letzte Wort.

Mönchengladbach. Es ist eine Entscheidung von so großer Tragweite, dass sie nur der versammelte Familienrat fällen kann: Die Auswahl des Weihnachtsbaums.

Der Bedeutung dieser Aufgabe ist sich die Familie Poelk aus Beckrath bewusst. Deswegen sind Michael, seine Frau Eva und die beiden Kinder Bianca und Sven auch vollzählig angetreten, um "den" Baum zu finden.

Die vier sind bei Albert Kamerichs in Herrath vorgefahren und lassen es erst einmal ruhig angehen: Auf dem Hof des Bauern, der seit über 30 Jahren Weihnachtsbäume anbaut und verkauft, ist ein kleiner, aber feiner Weihnachtsmarkt aufgebaut. Der wird erst einmal begutachtet, dann geht’s an den Baum. "Mannshoch soll er sein. Etwa 1,80 Meter eben", sagt Vater Michael. Doch was er will, ist nicht ausschlaggebend. Bei Familie Poelk sind die Weihnachtsbaum-Kompetenzen klar verteilt. "Bei uns haben die Kinder das letzte Wort", sagt Mutter Eva.

Dass es eine Nordmanntanne wird, steht aber schon so gut wie fest. "80 Prozent der Bäume, die wir verkaufen, sind Nordmanntannen", sagt Albert Kamerichs. Aber er hat auch anderes Festtags-Gehölz im Angebot: Purpurtannen, Blaufichten, Felsengebirgstannen und Kiefern. Etwa 1000 Bäume verkauft er jedes Jahr. Etliche Kunden reservieren sich Kamerichs-Bäume, sogar schon im Herbst. "Dann kommt ein Zettel an den Baum und am dritten Advent werden die reservierten Bäume geerntet."

Familie Poelk begutachtet derweil die ersten Exemplare. "Der ist ein bisschen zu groß", sagt Michael, der vor einer beeindruckenden Nordmanntanne steht. "Dieser ist unten zu breit und oben zu schmal." "Der ist an der einen Seite flacher." Sven und Bianca geben fachkundig ihre Kommentare ab. Das Kriterium, dass viele Geschenke darunter passen müssen, wird allerdings weniger beachtet. Wichtiger ist der Baum selbst. Ohne geht es für die Poelks an Weihnachten auf keinen Fall.

Doch nach den Aussagen der Stadt, die im Advent Freiflächen an Baumverkäufer vermietet, sind die Verkaufszahlen stark rückläufig. Vielen sei es zu aufwändig, zu teuer, oder es werde einfach weniger Wert auf den Weihnachtsbaum gelegt. Dem kann Kamerichs nur widersprechen: "Das Letzte, was die Deutschen sich nehmen lassen, ist der Tannenbaum." Es würden sogar jedes Jahr größere Bäume gekauft.

Der Landwirt hilft den Poelks dabei, einen schon in ein Netz gesteckten Tannenbaum zu befreien. Und dann steht er plötzlich vor den Beckrathern: ihr Weihnachtsbaum, in aller Pracht. "Der ist es", sagt der Vater, und seine Frau holt schnell noch die Genehmigung der Kinder ein. Das Urteil ist einstimmig positiv. Der Familienrat hat gesprochen.

"Der Baum kommt jetzt erst einmal auf die Terrasse, und am Morgen des 24. Dezembers wird er geschmückt", sagt Eva. Auch da haben Bianca und Sven das Sagen. Bunte Kugeln müssen ran, viel Lametta gehört "einfach reingeworfen", und selbstgebastelter Schmuck darf nicht fehlen. Genauso wenig wie die Lichterkette und eine festliche Spitze. Schließlich soll er gut aussehen, wenn er besungen wird und bis weit in den Januar das Wohnzimmer schmückt.

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