F 13-Nachbau fliegt im Zug mit

Beim Veilchendienstagszug wird das „Nachtigall“ genannte Modell auf einem Tieflader durch die Menge reisen.

Dies ist die Geschichte der typischen Mönchengladbacher Pack-an-Mentalität und der fast schon sprichwörtlichen Begeisterung für unkomplizierte Zusammenarbeit in dieser Stadt. Aber es ist auch die Geschichte eines kleinen Jungen: Denn ohne die Idee von Niklas Hommers wäre im diesjährigen Veilchendienstagszug keine „Nachtigall“ dabei. Diesen Beinamen trägt ein 1:1-Nachbau einer Junkers F 13, dem ersten Ganzmetallflugzeug der zivilen Luftfahrt, der der Wirtschaftsförderung gehört. Der Achtjährige malte mit seinem Opa Stephan Kamlowski, wie das Flugzeug auf einem Karnevalswagen mitfährt. Und nur ein paar Anrufe später hieß es bereits: Gesagt, getan.

F 13-Nachbau fliegt im Zug mit
Foto: Jörg Knappe

Wie es dazu kam? Nun, Kamlowski und seine Frau Vera sind die Gesellschafter des AV Ausbildungsverbunds, der früheren Schlafhorst-Lehrwerkstätten, die sie vor einem Jahr dem Oerlikon-Konzern abkauften. Seit Dezember haben sie die „Nachtigall“ unter ihren Fittichen und lassen sie von Auszubildenden und Schülerpraktiktanten Stück für Stück restaurieren. 2013 hatte der Flughafen Stuttgart das arg ramponierte Modell, das selber nie flugfähig war, mittlerweile aber selber historischen Wert hat, der Stadt und ihrer Wirtschaftsförderung geschenkt.

Wo es, wenn es wieder vollständig herzeigbar ist, einmal stehen soll, „ist ein Politikum“, sagt WFMG-Chef Ulrich Schückhaus. Am Junkers-Hangar? In Rheydt? Am Hugo-Junkers-Gymnasium? Bis eine politische Entscheidung fällt, will man sich beim Ausbildungsverbund jedenfalls Zeit mit der Restaurierung lassen. „Es ist doch schön, wenn möglichst viele Hände daran mitwirken können“, sagt AV-Ausbildungsleiter Frank Winkels. „Ich denke, in maximal zwei Jahren werden wir fertig sein.“

„Es ist meines Wissens das erste Flugzeug überhaupt, das in einem Karnevalszug mitfliegt“, sagt MKV-Boss Bernd Gothe. Auch wenn die Nachtigall in Wirklichkeit auf einem Tieflader reisen wird, den Weihnachtsdorf-Betreiber Bruno Dreßen bereitstellt.

Die jeweils acht Meter langen Flügel wurden sicherheitshalber abmontiert, „sonst wären die Leute am Straßenrand umgemäht worden“, so Gothe weiter. „Einen eigenen Wagen hätten wir nie zustandebekommen“, sagt Vera Kamlowski. „Umso stolzer sind wir, uns beim Veilchendienstagszug präsentieren zu können.“ Eine Pappkameradin wird als Pilotin im Cockpit sitzen, einige AV-Azubis — mit Blaumännern, die die Aufschrift „Pilot deiner Zukunft“ tragen — flankieren das Gespann als Fußgruppe.

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