Es grünt und blüht in der Stadt

Am Wilhelm-Schiffer-Ring und im Nordpark durchbrechen bunt blühende Wildwiesen die urbane Tristesse. Die Mags testet auf insgesamt 2500 Quadratmetern Fläche vier unterschiedliche Staudenmischungen aus.

Vor einigen Tagen arbeiteten zwei Mags-Mitarbeiter an der Grünfläche am Berliner Platz. Einer saß auf einem Aufsitz-Mäher und schnitt den Rasen. Sein Kollege nutzte dafür einen lauten Trimmer. Am Ende sah alles sehr gepflegt aus. Naturschützer fordern dagegen, dass solche Einsätze auf ein Minimum reduziert werden. Und das erst gar kein Rasen eingesät wird, auch wenn ein sattes Grün viel Natur suggeriert. Denn ökologisch gilt so eine Fläche als wenig wertvoll. Umweltschützer wünschen sich stattdessen Blumenwiesen — und die mitten in der Stadt.

Der Beweis, dass funktioniert, ist jetzt erbracht: Am Wilhelm-Schiffer-Ring recken auf gut 1700 Quadratmeter Mittelstreifen vom Rheydter Bahnhof bis zur Mühlenstraße Blumen keck ihre Blütenköpfe in die Höhe. Und auch im Nordpark werden auf mehreren Flächen Wildblumen und Kräuter zu Hinguckern, die mit ihrem Farbenspiel die Blicke auf sich ziehen. Sie sorgen bei Betrachtern und Umweltexperten für gute Laune. „Das ist nicht nur optisch schön. Es gibt mir auch ein gutes Gefühl, wenn ich wieder in der Stadt Wildbienen summen und Heuschrecken zirpen höre“, sagt Barbara Weinthal, Abteilungsleiterin Umwelt bei der Stadt.

Es grünt und blüht in der Stadt
Foto: Horstmann

Barbara Weinthal, Abteilungs- leiterin Umwelt bei der Stadt

Unmittelbar am Wilhelm-Schiffer-Ring unterhält die Stadt seit Jahren eine Wildblumenwiese, die auch immer mal für Kritik sorgt. Denn auf den ersten Blick wirkt das eingezäunte Areal ungepflegt. „Hier haben wir eine spezielle Rasenmischung mit einer Vielfalt an Gräsern gesät. Es gibt mittlerweile einen bemerkenswerten Blüten- und Artenreichtum, von dem Insekten sehr profitieren“, sagt Weinthal.

Die Stadttochter Mags nutzt die Testflächen auf den Mittelstreifen, um vier unterschiedliche Staudenmischungen auszuprobieren. „Sie liefern uns eine gute Entscheidungsgrundlage, wenn wir das neue Bepflanzungskonzept auf weitere Flächen ausdehnen“, sagt Jan Biehl, Leiter der Mags-Grünunterhaltung. Auch Landwirte haben sich der Wildblumen-Initiative angeschlossen. Weinthal: „Einige machen das gezielt auf den Ackerrandstreifen, andere säen Wildblumen auf einem Teil ihrer Felder. Die Landwirtschaftskammer fördert diese Projekte.“

In ihrem „Stadtökologischen Konzept“ appellieren die BUND-Aktivisten Harald Görner und Heinz Rütten auch an die Bürger, zu grünen Vorgärten mit blütenreichen Pflanzen zurückzukehren. Sie weisen darauf hin, dass die oft verwendeten schwarzen Basaltsteine eher dafür sorgen, dass sich die Stadt weiter aufheizt, weil der Schotter die Sonnenwärme speichert. Sie geben auch Empfehlungen, mit welchen blühenden Bodendeckern und Materialien sogenanntes Unkraut verhindert werden kann: Denn um eben das zu verhindern, greifen viele Hausbesitzer auf Splitt und Schotter zurück.

Bei der Mags werden erste Erfahrungen ausgewertet. „Wir wollen wissen, wie die der Samen anschlägt, wie die Pflanzen gedeihen, welche Umgebung sie brauchen und welche weiteren Flächen wir auswählen können“, sagt Mags-Vorstand Gabi Teufel.

Dass Blumenwiesen für die Stadttochter einen finanziellen Vorteil haben, steht außer Frage. Denn die blühenden Flächen müssen viel weniger gepflegt werden — das senkt Personalkosten. Sie müssen lediglich nach der Hauptblüte einmal gemäht werden. „Nur so werden die Pflanzen kräftig“, sagt Weinthal. Nach ersten positiven Erfahrungen steht für Teufel fest: „Weitere blühende Flächen in der Stadt wird es bereits nächstes Jahr geben.“

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