Ein Priester, der Blaumann trägt

Rudolf Boeker ist seit 25 Jahren Seelsorger im „Eli“. In der Freizeit renoviert er gerne Häuser.

Mönchengladbach. Wohl kaum jemand fühlt sich dem Elisabeth-Krankenhaus so verbunden wie Rudolf Boeker. Das liegt zum einen daran, dass der 62-jährige Krankenhausseelsorger seit 25 Jahren im "Eli" arbeitet und dafür mit einem festlichen Empfang in der Mitarbeitercafeteria geehrt worden ist. Zum anderen hat er seinen Arbeitsplatz mit errichtet. "Ob Giftschrank oder Kirchenbank, ich habe hier Vieles gebaut", lacht der Priester.

Schon mit 15 Jahren habe er den Wunsch gehabt, Theologie zu studieren, leider sei er jedoch kein "Vorzeigeschüler" gewesen. Deshalb entscheidet er sich nach dem Realschulabschluss für eine Schreinerlehre bei der Firma, die mit der Einrichtung des Elisabeth-Krankenhauses beauftragt ist. Die Ausbildung hat er nie bereut.

"Mein größtes Hobby ist immer noch das Basteln, Bauen und Werkeln", sagt Boeker, der in seiner Freizeit als Ausgleich die Häuser von Freunden und Bekannten renoviert. Diese Hilfsbereitschaft schätzen auch seine Kollegen. "Eines Abends stand er im Blaumann vor unserem neuen Haus und hat die marode Tür repariert", erinnert sich sein evangelischer Kollege Peter Brischke.

Obwohl er sein Handwerk mit Freude ausgeübt habe, sei die Idee, Seelsorger werden zu wollen, über die Jahre nie verschwunden, sondern eher gereift, sagt Boeker. Nach seinem Studium in Bonn arbeitet er als Kaplan in zwei Gemeinden, bevor man ihm die Stelle im Elisabeth-Krankenhaus anbietet. "Ich hatte damit gerechnet, dass drei Jahre zu machen und dann in eine Gemeinde zu wechseln", sagt Boeker.

Nach den geplanten drei Jahren stellte er allerdings fest, dass er die Angebote des Bistums, in eine Gemeinde zu wechseln, nicht annehmen wollte: "Ich schätze an dieser Arbeit, dass ich hier dem Querschnitt der Bevölkerung begegne", sagt der Jubilar.

Er wisse nie, wer hinter der Zimmertür auf ihn warte. Ihm sei wichtig, dass sich die Menschen über seinen Besuch freuen - unabhängig von der Konfession. Wie geht man mit den Schicksalsschlägen der Menschen um? "Viele Patienten haben Angst. Da helfen keine frommen Sprüche", weiß der Priester.

Die Ärzte seien auf seine Hilfe angewiesen, sagt Dr. Heinz-Josef Massenkeil, der lange mit Boeker zusammengearbeitet hat. "Er weiß weiter, wenn wir am Ende sind", ist der pensionierte Arzt überzeugt. Auch er könne nicht alle Fragen beantworten, sondern Beistand leisten und Anteilnahme spenden, sagt Boeker.

Jeden Tag nimmt er sich für etwa 20 Menschen Zeit. "Das sind nicht nur Patienten, sondern auch das Personal, das mit mir offen sprechen kann", erklärt Boeker, der oft auch nachts noch aus dem Bett geklingelt wird. Seine Wohnung liegt auf dem Gelände des Krankenhauses. Auch hier zeigt sich die besondere Verbindung des Seelsorgers zu "seinem" Krankenhaus. Sein größter Wunsch in den nächsten Jahren ist, gesund zu bleiben. "Ich will noch lange Häuser renovieren".

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