Ein Parcours – viele Ateliers, Menschen und Facetten

An zwei Tagen konnten Menschen in Wirkungsstätten Mönchengladbacher Künstler blicken.

Mönchengladbach. Unübersehbar ist die gelborange Leinwand am Rande der Brunnenstraße, vor der Einfahrt zur Hausnummer 229. Dort, hinter der Hofeinfahrt hat Olga Günther-Tschubarowa ihr Atelier, das an diesem Wochenende - wie 40 andere Künstler - im Rahmen des c/o-Parcours geöffnet ist. Ihre Wirkungsstätte liegt in einem repräsentativen Anbau eines Bungalows, mit weißen Marmorfließen, Lichtkuppeln und einer riesigen Glastür und Terrasse.

"Hier kann ich mich gut konzentrieren", sagt die in Düsseldorf lebende Künstlerin. Sie gibt Kurse an der Volkshochschule in Düsseldorf und Gladbach und zieht sich an die Brunnenstraße zum Arbeiten zurück.

Einen quadratischen Tisch in der Mitte des Raumes hat sie für ihre Gäste gedeckt, mit Kuchen und zu einem klassischen Stillleben drapierten Früchten. Dahinter an der Wand hängen drei Frauenportraits.

Das Mittlere zeigt ein schönes Gesicht, mit sinnlichen Lippen und sehnsuchtsvollen Augen vor einer im Hintergrund angedeuteten Steppenlandschaft. "Sehnsucht", nennt sie das Bild. "Hier ist es nicht wie in meiner Heimat", sagt die aus Südrussland stammende Frau, die dort Kunst studierte.

Links davon ein Fischkopf, über dem ein Messer schwebt, dessen Schneide nach oben zeigt. Der Titel der Arbeit: Pazifist. Wortreich und mit charmantem russischem Akzent erklärt Olga Günther-Tschubarowa, was sie sich dabei gedacht hat. "Meine Arbeiten sind surreal", ordnet sie ihren Stil selbst ein.

Künstler, Ateliers, Galerien - der Parcours zeigt eine breite Palette von Stilen, Techniken und Charakteren. Will man zu Ulla Grigat, muss man ihr kurz vorher auf Handy Bescheid sagen. Ihr Atelier im Keller eines Wohnblocks an der Josef-Drauschke-Straße19 hat keine Klingel. Man kann auch Dreck an die großen Scheibenflächen werfen, wie es Kunstsammler Jürgen Essers tut. "Das sind Beuys-Schüler ja gewohnt, dass man sie mit Dreck bewirft", sagt er augenzwinkernd.

Er nutzt den Parcours, um mal wieder bei Grigat vorbei zu schauen, die sich zu den Konkreten zählt und deren Kunst u.a. im Museum Abteiberg zu bewundern ist. Essers will sehen, wie sich Grigats Kunst weiter entwickelt hat. "Ich kenne ihre Bilder immer heraus. Sie hat eine unverwechselbare Handschrift."

Unabhängig davon, ob die geometrischen Formen, aus denen sie ihre Bilder entwickelt, scharf aneinander grenzen und sich kontrastreich unterscheiden oder scheinbar achtlos mit grobem Pinselstrich darauf gesetzt wurden. "Ich muss das immer mal wieder ändern. Ich bin doch auch lebendig und ändere mich", sagt die Künstlerin.

Ihre Kunst geht mit - und bleibt sich treu. "Manche Menschen interpretieren da alles Mögliche hinein", berichtet sie und freut sich darüber. "Aber dem Vorschub zu leisten, ist nicht meine Aufgabe." Entsprechend war es nicht ihre Idee, rote Flächen auf Bildern der jüngsten Vergangenheit "Mohnblumen" zu nennen. "Auf die Idee hat mich ein Freund gebracht."

Ein Hinweis auf eine mögliche Interpretation, aber keine Festlegung. "Man könnte auch sagen, dass es Blutflecken sind", sagt die kleine Frau, die auch bei Georg Meistermann und Rupprecht Geiger Meisterschülerin war.

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