Ein echtes Brettspiel auf dem Tablet

Zwei Gladbacher haben das Spiel „Diebe im Dunkeln“ entwickelt — ein Mix aus klassischem und modernem Spiel.

Mönchengladbach. Gibt’s den klassischen Spieleabend mit Mensch ärgere Dich nicht, Monopoly oder Siedler eigentlich noch? Gerade Jugendliche sind spielaffin, doch meist daddelt jeder auf seinem Laptop, Tablet oder Handy alleine vor sich hin. Der soziale Aspekt von Brett- und Kartenspielen fehlt dabei in der Regel.

Lukas Mai (25) und Florian Neuber (28) wollen das ändern. Die Absolventen der Hochschule Niederrhein schufen für ihre Bachelorarbeit ein App-Konzept, das die Stärken der „analogen“ Klassiker digitalisiert, ohne die Spieler zu Einzelkämpfern zu machen. Ihr Spiel „Diebe im Dunkeln“ verwandelt ein Tablet in ein vollanimiertes Spielbrett.

Das Spiel für bis zu sechs Personen wird nur auf einem Gerät gespielt, was völlig neue Mechaniken ermöglicht. Und nicht zuletzt eine Revolution auf dem Spielemarkt darstellt. Davon sind zumindest Erik Winterberg und Sebastian Leppert überzeugt, Geschäftsführer der Mönchengladbacher Agentur Elements of Art (EoA). „Wir haben uns die Lizenzen für ,Diebe im Dunkeln’ für zehn Jahre gesichert“, sagt Leppert.

Derzeit ist ein achtköpfiges Team damit beschäftigt, die Spielidee marktreif zu bekommen. Im Februar oder März soll „Diebe im Dunkeln“ in den App-Stores verfügbar sein, vermutlich für einen Preis zwischen drei und fünf Euro.

Winterberg und Leppert sprechen vom „Brettspiel 2.0“, ein Begriff, der nicht ganz neu ist. Doch der Ansatz der beiden Ex-Studenten sei ganz neu. „Diebe im Dunkeln“ sei eben keine Adaption eines Brettspielklassikers, sondern eine online geborene Idee ohne analoge Entsprechung. „Man macht etwas gemeinsam, bleibt in einem und demselben Medium und ist trotzdem interaktiv“, sagt Winterberg. Dabei heraus kommt sozusagen ein „optimiertes“ Brettspiel ohne lästiges Aufbauen — und mit mehr Funktionen und Möglichkeiten.

„Das Ganze war ein Herzens-Ding von uns“, sagt Lukas Mai. „Wir wollten die Vorzüge des Mediums Tablet herausarbeiten und zeigen, was damit geht, auf einem herkömmlichen Spielbrett aber nicht.“

Und wovon handelt das Spiel? „Die Spieler durchstreifen nachts ein Museum und klauen Kunstwerke, ohne erwischt zu werden“, sagt Mai. Die gegenseitige Sabotage der Mitspieler gehört zum Konzept, in Minispielen werden die Meisterwerke dann erbeutet.

„Wir gehen damit ein nicht unerhebliches finanzielles Risiko ein“, sagt Leppert. Einen mittleren fünfstelligen Eurobetrag betrage die Vorleistung. „Die Top 10 in den Charts müssen es schon werden, damit sich das rentiert.“ Doch die Entwicklung des Spiels ist für die Agentur auch ein wichtiger Testballon. „Wir wollen damit den Markteinstieg in ein neues Genre schaffen, es sogar mit gestalten“, sagt Leppert.

Für den EoA-Chef bedeutet die Kooperation mit Mai und Neubert so etwas wie „den Goldenen Schnitt“ zwischen Hochschule und Kreativwirtschaft. „Sonst sind Bachelorarbeiten oft theoretisch, bleiben in Ansätzen stecken. Dieses Projekt aber war so weit gediehen, dass wir nahtlos mit Umsetzung und Vertrieb anschließen konnten“, sagt Winterberg. Die Erfinder von „Diebe im Dunkeln“ absolvieren mittlerweile Praktika in Werbeagenturen in Düsseldorf und Wien. Sie sind jedoch weiter als Berater an der Entwicklung des Spiels beteiligt.

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