Ein bisschen Borussia im Willicher Schwimmbad

Der Gladbacher Jürgen Ober baute das Dach für das Ganzjahres-Außenbecken.

Mönchengladbach. Schon vor vier Jahren begannen die ersten Planungen. Das Sport- und Freizeitbad „Bütt“ in Willich sollte saniert werden und in dem Rahmen auch eine Überdachung für das Ganzjahres-Außenbecken bekommen.

Verschiedene Unternehmen wurden zu einer möglichen Realisierung angeschrieben oder bei Messebesuchen direkt von Mitarbeitern des Bades angesprochen — allerdings alles ohne Erfolg.

„Entweder, die Firmen haben gleich abgewunken oder Fachleute haben sich die Situation vor Ort angesehen, um danach nie wieder von sich hören zu lassen“, sagt Badmanagerin Simone Küppers.

Das Problem: Mit zwölf Metern Durchmesser ist das Becken ungewöhnlich groß, eine Überdachung stellt somit eine besondere Anforderungen an Sicherheit, Statik, Material, Belastung und Funktion dar. „Außerdem sollte das Dach natürlich gut aussehen und sich an das Bad anpassen“, sagt Küppers.

Rund zehn bis 15 Absagen haben die Verantwortlichen so seit 2009 bekommen, vermutet Küppers — die die Hoffnung fast aufgegeben hätte. Bis der städtische Architekt in Willich, Joachim Stukenberg, bei einem Besuch im Borussia-Park Ende 2010 die Konstruktion der ausziehbaren Spielertunnel bemerkte.

Das könnte die Lösung sein, dachte er sich, und nahm Kontakt zum Verein auf — der wiederum den Kontakt zum Gladbacher Metallbaumeister Jürgen Ober herstellte. „Der hat sich das Becken dann ebenfalls vor Ort angesehen, zugesagt und sich anschließend richtig reingekniet“, erinnert sich Küppers.

„Unser größtes Problem war, dass die Konstruktion stützenlos auskommen, aber trotzdem zu öffnen sein sollte“, sagt Ober. Seine Lösung: Drei sich gegeneinander stützende, schwere Edelstahlprofile, die in der Mitte mit einem Dorn verbunden sind — an dem sich die beweglichen Plexiglas-Edelstahl-Elemente befinden.

Diese liegen wie bei einem Fächer übereinander und können das Becken innerhalb kürzester Zeit verschließen. „Wir haben das Dach dann komplett in unserer Mönchengladbacher Werkstatt aufgebaut, um festzustellen, dass die Rollen nicht stabil genug waren“, sagt der Metallbaumeister. Also wurden diese durch stabilere Spurkranzrollen ersetzt, die Konstruktion wieder auseinandergebaut und nach Willich gebracht.

Als Material wurde mit legiertem, sogenannten V4A-Edelstahl gearbeitet. „Der wird oft in Salzwasserbereichen und Schwimmbädern eingesetzt, weil er widerstandsfähiger gegen Korrosion ist und es auch mit den Chemikalien und Dämpfen aufnehmen kann“, erklärt Ober.

Anfang 2013 — also knapp zwei Jahre nach der Auftragsannahme — begannen Ober und seine Kollegen mit dem Aufbau in Willich. Mit großen Kränen wurden die Einzelteile an das Becken transportiert, wo dann ein auf speziell weichen Ballonreifen fahrender Teleskop-Stapler alles an seinen Platz hob. Immer wieder wechselten die Mitarbeiter dafür die Arbeitskleidung für Pool oder Schnee, bis alles passte. Nach einigen — durch den langen Winter bedingten — Pausen konnte das Dach fertiggestellt und übergeben werden.

Und auch für die Willicher hat sich das lange Warten gelohnt: Statt der 2009 anvisierten 115 000 Euro konnte die Konstruktion für etwas mehr als 100 000 Euro realisiert werden. „Wir sind rundum zufrieden“, sagt Simone Küppers. „Es sieht nicht nur gut aus, vor allem passt und funktioniert auch alles.“

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