Die Zwei für die Hundertschaft

Menschen davor, dahinter und daneben: Jürgen Metzen hielt die Hand von Bill Clinton.

Mönchengladbach. Bill Clinton hat ihm schon die Hand geschüttelt. "Wir standen als Hundertschaft unten am Flugzeug, als er in Köln/Bonn landete", erinnert sich Jürgen Metzen an die Begegnung mit dem damaligen US-Präsidenten.

Metzen ist der stellvertretende Leiter der Gladbacher Hundertschaft der Bereitschaftspolizei - und die ist als Ehrenzug des Ministerpräsidenten dabei, wenn zum Beispiel der Papst in NRW zu Besuch ist. "Die Queen habe ich auch schon aus der Nähe beobachtet", sagt Metzen.

"Aber das ist nicht unser Alltag oder der Grund, warum wir den Job machen." Und es sind auch nicht die fünf silbernen Sterne, die Heinz Lennartz als Hundertschaftsführer im Rang eines 1. Polizeihauptkommissars auf seinen Schulterklappen trägt.

"Wenn sie das nicht mit Leidenschaft machen, schaffen sie das nicht", sagt Metzen. Schließlich ist der Beruf nicht mit einem normalen Privatleben zu vereinbaren. "Wir haben die höchste Scheidungsrate und ich habe auch meine erste Ehe in den Sand gesetzt", räumt er ein.

Leidenschaft wofür? Beispielsweise fürdie Suche nach dem vermissten Mirco. Jeder kann nachvollziehen, dass die jungen Polizisten der Hundertschaft sorgfältig ein Riesen-Terrain durchkämmten, Flugblätter verteilten, die Anwohner über Lautsprecher über den Sachverhalt informierten und um Mithilfe baten.

Doch schon wenn sie beim Spiel der Borussia dafür sorgen, dass die Fans in geordneten Bahnen über die Straßen kommen, fragt sich so mancher Bürger, ob er das über seine Steuergelder mitfinanzieren muss. "Früher waren wir sogar in den Stadien", erinnert sich Metzen. "Da fühlten wir uns dann für privatwirtschaftliche Interessen missbraucht."

Auch wenn er beobachtete, dass die Fans beim Verlassen der Züge im Rheydter Hauptbahnhof an den Zaun urinierten, wofür er eigentlich eine Knolle hätte kassieren müssen, fühlte er sich missbraucht. "Wir hatten schon immer gesagt, dass dort Toiletten fehlen. Ist doch klar, dass die Leute müssen, wenn sie aus dem Zug steigen. Wir sind die Feuerwehr für Probleme, die in der Gesellschaft nicht gelöst werden." Lennartz hat in vielen Gesprächen erreicht, dass jetzt am Rheydter Bahnhof ein Toilettenwagen steht.

Die Aufgaben der beiden sind streng getrennt, auch wenn sie sich vertreten können. Lennartz hat die taktische Einsatzleitung und die Personalführung unter sich, Metzen ist für die Logistik bei Einsätzen zuständig und für die Aus- und Weiterbildung verantwortlich. 25 Prozent der Arbeitszeit entfällt auf diesen Bereich.

Einmal wöchentlich beispielsweise trainiert er die Hundertschaft im Umgang mit dem Einsatz-Mehrzweck-Stock. Ein harter Stock mit einem T-förmig angebrachten Griff, den die Polizisten nutzen können, um sich vor Schlägen zu schützen, oder um effektvoll mit einem Stoß Angreifer auf Distanz zu halten.

"Und damit kann man auch Personen wegtragen", sagt Lennartz, wie es Teile der Hundertschaft vor kurzem bei Castor-Transport in Gorleben tun mussten. "Das haben wir geübt", sagt Metzen. "Und dann läuft die Aktion auch unspektakulär und schmerzfrei ab", sagt Lennartz.

Auch hier ist es nicht die Begeisterung für das Endlager in Gorleben, dass ihn zur Arbeit treibt. "Wir verteidigen das Grundgesetz", sagt er, "das Recht auf friedlichen Protest. Unsere persönliche Meinung ist da nicht gefragt." Schwierig werde es, wenn sich junge Kollegen und Kolleginnen der Hundertschaft vor die Füße spucken lassen müssen und sich womöglich auch im privaten Bereich dafür beschimpfen lassen müssen.

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