Die Biogas-Anlage wackelt

Die FDP will eine neue Anhörung. Die Grünen sprechen von einem „unglücklichen Standort“.

Mönchengladbach. "Stinksauer" ist die FDP auf den Technischen Beigeordneten Andreas Wurff. Der habe, sagt ihr Sprecher Anno Jansen-Winkeln, die Anhörung zum umstrittenen Biogas-Projekt Wanlo der NVV AG "wegen mehrer Fehler in den Sand gesetzt". Folge: Die FDP, Partner in der Ampel-Koalition, fordert eine Wiederholung. Eine Anhörung ohne Fehl und Tadel.

Laut Jansen-Winkeln turbulente Anhörung der über 1.000 Kritiker vor allem aus Wanlo, aber auch aus Beckrath "fehlerhaft" gewesen. So sei weder die notwendige Nichtöffentlichkeit hergestellt noch die Teilnehmer am Eingang kontrolliert worden.

"Da konnte jeder rein", wettert Jansen-Winkeln. Somit sei das Ganze juristisch nicht wasserdicht. In Gladbach ist die Anhörung für ein Bebauungsplan-Verfahren vorgeschrieben.

Wurff weist die FDP-Kritik zurück: Nicht er sei der Adressat der Schelte, sondern der Einlader der Wickrather Veranstaltung, SPD-Ratsherr Horst-Peter Vennen. Ihm obliege es, zu entscheiden, ob es zu einer Wiederholung kommt oder nicht.

Die Ampel ist in Sachen Biogas-Anlage - was die Adresse Wanlo angeht - zerstritten. Grünen-Sprecher Karl Sasserath sagt unter dem Eindruck des geballten Neins: "Der Standort ist sehr unglücklich." Bei den Grünen gebe es eine Vielzahl Skeptiker für das Zehn-Millionen-Vorhaben an der A 46: Die Zahl der Nein-Sager wächst.

Die Grünen halten jetzt eine Mitgliederrunde zum gärenden Thema ab. Sagt die Nein, soll die Ratsfraktion mit Nein stimmen. FDP-Mann Jansen-Winkeln sagt: "Wir warten die Abwägung des Verfahrens ab, haben uns noch nicht auf Wanlo festgelegt. Auch wenn die Grünen das behaupten." Auch in der SPD werden die Bedenken größer, schließlich wolle man kein "kleines Stuttgart 21". Fraktionschef Lothar Beine: "Wir warten das Verfahren ab, dann entscheiden wir."

Sollte es zur Neuauflage der Anhörung kommen, wackelt auch der Zeitplan für das Projekt. Am 22. Dezember will/wollte der Stadtrat die Anlage, die rund 1.600 Haushalte mit erneuerbarer Energie (sprich Gas) versorgen soll, billigen. Oder auch nicht.

Die NVV will bis Ende 2011 in Wanlo ans Netz. Sprecher Helmut Marmann: "Der Standort Wanlo ist gut. Wir halten an dem Vorhaben fest." Die Planung sei auf Wanlo ausgerichtet. "Bei der Verkehrsführung sind die Wünsche der Bürger eingeflossen." Tonnenweise Mais beziehungsweise Gülle, aus denen Biogas wird, werden mit Traktoren angekarrt.

Die Bürgerinitiative Wanlo - sie hat 1.200 Unterschriften gegen den Groß-Gärer gesammelt - hat mit drei Anwälten über Klagemöglichkeiten gesprochen. Sprecher Alfred Brücher: "Wir lassen uns das nicht mehr gefallen, alles zu schlucken." Man werde sich legal wehren. "Die Verantwortlichen werden sich noch wundern."

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