Die Antarktis ganz nah

Genau 13.569 Kilometer bis ins Math.-Nat. überbrückte am Dienstag eine Live-Schalte.

Mönchengladbach. Die neun Bewohner der deutschen Forschungsstation Neumayer III haben im antarktischen Winter die einsamsten Jobs, die man sich vorstellen kann: Mehr als 13 000 Kilometer von zu Hause entfernt arbeiten sie bei Außentemperaturen von minus 30 Grad auf einem menschenleeren Kontinent, der in Dunkelheit und Schnee versinkt. Das nächste Schiff kommt erst im November.

Doch jetzt hatten sie zumindest virtuell Besuch: Schüler des Math.-Nat.-Gymnasiums konnten in einer Live-Schaltung ihre Fragen stellen. Das Bild war etwas unscharf und verlangsamt, aber das tat der Faszination keinen Abbruch: Wer hat sonst schon Einblick ins „Wohnzimmer“ dieser deutschen Forschungsstation.

Zu den neun Forschern und Technikern, die auf der Station überwintern, gehört der Gladbacher Christian Göbel. Der Elektroingenieur ist für die Kommunikation der Station zuständig. „Er war schon immer abenteuerlustig“, sagt seine Mutter Angela Göbel, die am Math.-Nat. unterrichtet und mit ihren Schülern, einer 7. Klasse und einem Biologie-Leistungskurs, Fragen vorbereitet hatte.

Auch sie hat ihren Sohn seit Dezember nicht gesehen. „Es ist technisch aufwändig, eine Skype-Verbindung zur Forschungsstation herzustellen“, erklärt sie. „Dafür müssen sämtliche Frequenzen freigeschaltet werden.“

Der Aufwand lohnt sich, die Verbindung in die Antarktis steht. Die Schüler bekommen Biologie- und Erdkundeunterricht vom Feinsten. Wie groß die Temperaturunterschiede im Laufe des Jahres seien, will ein Schüler wissen. „Aktuell herrschen minus 37 Grad draußen, bei Sturm wird es wärmer“, berichtet der Leiter der Station. Wenn der Wind vom Meer her kommt, bringt er warme Luft mit — was man so warm nennt in der Antarktis. Minus 15 Grad sei T-Shirt-Wetter, scherzen die Forscher. Wärmer als 0 Grad wird es nie.

Und wie lebt es sich so in einer kleinen Gruppe im ewigen Eis? Zum einen arbeiten die Forscher täglich. Wochenende und Urlaub gibt es nicht. Freizeit aber schon. Dafür stehen Tischtennisplatte, Basketball-Korb, Fitnessraum, Billardtisch und Sauna bereit. Und eine Videothek mit über tausend Filmen. „Aber es sind viel Selbstdisziplin und Respekt für den anderen nötig, um gut zurecht zu kommen“, betont der Arzt der Station.

So kalt und einsam es am anderen Ende der Welt auch sein mag, so grandios kann es auch sein. Bilder von Polarlichtern, die den Himmel grün erleuchten, zeigen das eindrucksvoll. Und lustig geht es auch zu: Grillen in der Antarktis erfordert besonderes Wissen. Die Gabel muss immer mit auf den Grill, sonst friert sie an der Zunge fest.

Anderthalb Stunden lang stellen die Schüler ihre Fragen. Dann sind die Bewohner von Neumayer III allein, bis im November das Schiff die Sommergäste und Container voller Nahrungsmittel bringt.

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