Der erste Azubi-Tag im Getümmel

imon Feuster (20) ist einer von 1210 jungen Menschen im Bezirk, der jetzt seine Lehrstelle angetreten hat. Unsere Redaktion begleitete ihn.

Mönchengladbach. Dass er neu hier ist, fällt nicht auf. Simon Feuster reiht sich wunderbar ein in die Riege der Mitarbeiter der Volksbank-Filiale in Wickrath. Mit Stoffhose, langärmeligem Oberhemd und Schlips - jedoch ohne Sakko - erscheinen die Männer um ihn herum und er mit ihnen seriös, ohne zugeknöpft zu wirken. Es ist Feusters erster richtiger Arbeitstag als Bankkaufmann in der Ausbildung.

Dieses Berufsziel hatte der 20-Jährige schon vor vier Jahren ins Auge gefasst. "Wirtschaft hat mich interessiert", sagt er. Doch ein entsprechendes Studium kam für ihn nicht in Betracht. "Das machen alle, die nicht wissen, was sie machen sollen." Eine Lehre als Bankkaufmann sei eine solige Ausbildung, "darauf kann man dann gut aufbauen". Nach Abitur und Bundeswehr hat er ein Praktikum bei der Volksbank in Neuwerk gemacht, allerdings nur in internen Abteilungen.

"So ein Praktikum ist der richtige Weg bei der Berufswahl", sagt Simone Stuhrmann, Bereichsleiterin für Ausbildung bei der Arbeitsagentur Mönchengladbach. Bei ihr sind Ende Juli noch 840 Ausbildungsstellen unbesetzt gewesen. "30 Prozent weniger als im Vorjahr."

Dabei wurden ebenfalls 30Prozent mehr Ausbildungsstellen gemeldet als im Vorjahr. "Das heißt nicht, dass es insgesamt ein Drittel mehr Lehrstellen gibt", zeigt sie sich aber vorsichtig. Das liege daran, dass nicht alle Stellen über die Agentur besetzt werden. "Viele finden oder besetzen ihre Lehrstelle ohne unsere Vermittlung."

Dass die Zahl der unversorgten Bewerber um 16 Prozent gesunken ist, führt sie auch darauf zurück, dass die Agentur Handlungsprogramme hat, wie Jugendliche speziell beraten werden sollen. Entwarnung gibt die Zahl noch lange nicht. "Bis Ende September geben wir weiter Gas." Dann endet das Berichtsjahr und Stuhrmann will alle Bewerber so versorgt sehen wie Simon Feuster.

Der 20-Jährige übernimmt den Dienst am Schalter - etwas ganz Neues. "Darauf habe ich mich gefreut, das mache ich gern." Eine Kundin und ihr Sohn im Grundschulalter kommen herein.

"Die Kinder wollen ihre Tüten leer machen", sagt die Frau und reicht ihm Aktenhüllen mit Geld und Sparbüchern. Feuster nimmt das Geld, lässt es am Automaten zählen, füllt einen Einzahlungsbeleg aus, steckt das Sparbuch in den Schlitz der entsprechenden Maschine und die rattert automatisch die neuen Beträge aufs Papier. Feuster händigt es Mutter und Sohn aus.

Michael Konder hat dem neuen Azubi die ganze Zeit über die Schulter geschaut. Feuster zählt auf: "Umbuchungen habe ich gemacht, Überweisungen." Darauf wurde er in der vergangenen Woche bei einem Einführungs- und EDV-Seminar vorbereitet. "Jetzt kommen noch Beratungsgespräche, Kontoeröffnungen", zählt sein Kollege Konder auf.

Die größte Herausforderung des ersten Tages? "Das war auf der Kirmes in Rheindahlen." Die hat Feuster gemeinsam mit den Kollegen in der Mittagspause besucht, weil ein weiterer Mitarbeiter der Filiale dort Jungschützenkönig ist. Was die Herausforderung war? "Die Currywurst und Pommes zu essen, ohne zu kleckern." Auf Stoffhose, Oberhemd oder den neuen Schlips.

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