Das Theater ist vorerst gerettet

800 Bürger kommen zur Kundgebung für den Erhalt der Bühnen.

Mönchengladbach. Ein Wetter, an dem man keinen Hund vor die Tür jagen würde. So sieht es Mittwochmittag aus, als der Zug der Demonstranten vom Theater in Rheydt zum Rathaus ziehen will. Dort beginnt um 15Uhr die Ratssitzung, in der über die Theaterfinanzen abgestimmt wird. Ein Zeitpunkt, an dem nur Rentner, Haufrauen und Kinder frei haben.

Trotzdem: "300 Menschen", schätzt Hans Dieter Jakubowski von der Bürgeraktion "Theater: Ja!", die den Zug organisiert hat. So ungefähr sieht es auch Udo Heithausen, der Polizist, der die Demo begleiten soll. "250 bis 300", sagt er. Später, vor dem Rathaus, korrigiert er sich. "Ein Kollege hat während des Zuges gezählt. Es werden wohl 800 sein."

Sylvia Tkotsch ist unter den Demonstranten. "Ich bin schon ins alte Schauspielhaus gegangen, das sie zugemacht haben." Sparpotenzial sollten Politiker woanders ausmachen. Sie sei bereit, höhere Eintrittspreise zu akzeptieren.

Ein paar Schüler der Jahrgangsstufe 11 der Gesamtschule Mülfort sind dabei. Simone Junker arbeitet dort in der Musical-AG mit und freut sich wieder auf das Theaterfestival, das alle zwei Jahre stattfindet. Carolin Clausen hat mal bei einem Theater-Projekt auf der Bühne gestanden und strahlt noch heute, wenn sie daran denkt. Max mit der fluoreszierenden grünen Strähne im Haar ist in seiner Schule Theaterscout. "Es braucht länger, bis man Schüler fürs Theater begeistert", aber es lohne sich. "Theater ist lebendiger als Kino."

Neun Blechbläser der Niederrheinischen Sinfoniker spielen Klassisches. Solotrompeter Wladimir Raskin ist unter den Demonstranten, er ist am 1.Februar in Pension gegangen. "Die erste Stelle, die sie jetzt einsparen können", frotzelt er.

Michael Kupfer, Bariton am Theater, bringt die Handzettel der Bürgeraktion unter die Passanten. Auch viele Schauspieler sind dabei. "Kann sein, dass mein Vertrag beim neuen Intendanten nicht verlängert wird", sagt Schauspieler Sven Seeburg und macht klar, dass es ihm nicht um seine Stelle geht.

Patricia Nieding (29) arbeitet im Einzelhandel und ist mit zwei Kolleginnen und der Chefin zur Demo gekommen. "Wir finden das wichtig, ich gehe gern ins Theater."

Auf der Jacke von Matthias Wienands prangt das Logo einer Rockgruppe. "Ich finde es unlogisch, wenn sie jetzt eine Million sparen und damit zwei bis drei Millionen an Folgekosten verursachen." Der hohe Subventionsbedarf des Theaters stört ihn nicht. "Das ist überall so. In Düsseldorf, in Berlin - überall."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort