Das Juwel darf noch reifen

Völlig überraschend nimmt der Bundestrainer Marko Marin nicht mit zur EM. In Gladbach war die Nachricht am Mittwoch das Gesprächsthema.

Mönchengladbach. Dass Bundestrainer Jogi Löw Borussias Jungstar Marko Marin nicht für die EM nominiert, damit hatte keiner gerechnet. Nicht die Fußballexperten und auch nicht die unzähligen Borussen-Fans in Mönchengladbach.

Während Oliver Neuville, der nun mit darf, für viele als Wackelkandidat galt, schien Marin gesetzt. Die WZ hat sich gestern am Borussia Park umgehört, wie die Fans die Nichtnominierung des kleinen Dribbelkönigs sehen. Wohl noch nie hat die Entscheidung gegen einen Gladbacher so viele positive Reaktionen hervorgerufen.

"Seien Zeit wird noch kommen. Er ist doch noch unglaublich jung. Und so talentiert wie der Marko ist, wird sein Weg noch ganz weit führen", sagt Peter Schmidt. Der Mann mit einem Akzent, der ihn glatt als SChweizer durchgehen lassen würde kommt aus Weil am Rhein. "Ich war beruflich in Duisburg und hab extra, um amStadion zu essen, einen Abstecher nach Gladbach gemacht", erzählt er und fügt hinzu, dass es für die Borussi a "sicher auch besser ist", dass Marin nicht bei der EM dabei sei. "Sonst macht der da drei, vier richtig geile Spiele und schon winken große Vereine mit
20 Millionen."

Für Pete Rathmann, Borussen-Fan seit den goldenen 70er-Jahren wäre die EM für Marko Marin "zu früh gekommen". Es gebe genug beispiele, wo junge Spieler mit dem Druck, der dann auf ihnen lastet, nicht auskommen. "Jetzt hat er zeit zur Regeneration und zur ordentlichen Vorbereitung auf die Saison, die hart genug wird", so Rathmann.

"Verständnislos und Wütend", reagiert Martin Weckop. "Es ist doch albern ihn erst mitzunehmen und in den himmel zu loben, um ihn dann nicht mitzunehmen. Ich frage mich, was ein Odonkor da soll?", gerät er richtig in Rage. "Für den Olli freut es mich aber", fügt er hinzu.

Ganz anderer Meinung - was Marin angeht - ist Carmen Dittrich. "Ich denke, dass schon die Teilnahme an der "Casting-Runde" auf Mallorca einen unglaublicher Motivationsschub für Marin ist. Jetzt weiß er, dass er zum Kreis der neuen Generation gehört", sagt die Gladbacherin.

Viele von der WZ befragten reagierten gestren sogar erleichtert, dass Marko Marin nicht mit von der Partie ist. "Es ist unglaublich anstrengend, nach so einer Saison, ohne Pause zur EM zu fahren und danach sofort in die ENdphase der Saisonvorbereitung einzusteigen. Ich glaube, er hätte sich dabei auch mental übernommen", sagt Nicola Pelkes. Die Diplom-Sportlerin erzählt, dass sie gerade dazu ihre Abschlussarbeit geschrieben hat. "Die psychiche Belastung junger Profisportler wird oft unterschätzt", sagt sie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort