Clubraum: Pesch für die Jugend

Hephata eröffnet eine Anlaufstelle für Jugendliche im Problemviertel.

Mönchengladbach. Wenn die Menschen die Straßenseite wechseln oder sich in ihrem Viertel nicht mehr wohlfühlen, weil Jugendliche auf dem Bürgersteig rumhängen und sich daneben benehmen, dann läuft etwas schief im Stadtviertel.

Die Ecke Allee-/Oststraße in Pesch ist so eine Stelle. Immer wieder äußerten Anwohner ihren Unmut über die Cliquen von "Halbstarken", die auf den Bürgersteig spucken, denselben blockieren oder sogar Passanten anpöbeln und Hauswände mit Graffitis verschmieren.

Diesem Zustand soll ab Sonntag eine zentrale Anlaufstelle für Jugendliche in Pesch Abhilfe schaffen. Die evangelische Stiftung Hephata richtet in den Räumlichkeiten neben dem Hep-Shop an der Alleestraße 1a einen Treffpunkt für die Jugend ein.

"Das Projekt soll erst einmal für sechs Monate laufen. Wir wollen herausfinden, was die Jugendlichen brauchen und was sie wollen", sagt Dieter Köllner, Leiter der Hephata- Jugendhilfe. Bisher gab es für die Jugend in Pesch keine Anlaufstelle.

"Die Aktivitäten, die angeboten werden, enden meist bei den 13- bis 14-Jährigen. Darüber hinaus gibt es nichts", sagt Köllner. Seit einem Brand auf dem Abenteuerspielplatz Oststraße, bei dem der Raum für den Jugend-Abendtreff in Flammen aufging, sei in Pesch nichts mehr passiert.

Hephata hat sich dem Problem angenommen. "Es passt gut in unser Konzept der Stadtteilarbeit. Wir haben die Erfahrung und auch die Ressourcen", sagt Ralf Horst, Leiter der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Hephata (BQG). Mit den bestehenden Projekten zur Berufsorientierung will er der Pescher Jugend auch eine Perspektive bieten.

Dass die Stadt vorher nicht aktiv wurde, begründet das Jugendamt mit dem Subsidiaritätsprinzip, wonach freie Träger solcher Einrichtungen immer Vorrang hätten. Hephata finanziert den Treff mit 1100 Euro im Monat. "Wir treten in Vorfinanzierung. Wenn das Projekt Sinn macht, sehen wir, ob Jugendamt oder andere Träger sich beteiligen", sagt Horst.

Mit dem Geld wird auch Sozialarbeiter Alexander Lessenich bezahlt. Er betreut den Treff künftig jeden Dienstag von 18 bis 21.30 Uhr. Er hat sich schon im Viertel umgeschaut: "Es ist ein Brennpunkt hier. Es gibt viele sozial Schwache oder Familien mit Migrationshintergrund. Die Jungs haben keinen Ort, wo sie hingehen können. Also lungern sie auf der Straße rum, pöbeln oder beschädigen Dinge."

Er will in der nächsten Woche mit einem Streetworker losziehen, die Teenager ansprechen und in den neuen Jugend-Raum einladen. "Sie sollen sich den dann nach und nach selbst einrichten und ihm einen Namen geben." Als ausgebildeter Box-Coach kann Lessenich auch helfen, Aggressionen abzubauen.

"Im fünften Monat des Projekts wollen wir uns zusammensetzen und ein Resümee ziehen", sagt Köllner. Wenn das positiv ausfällt, gilt für das Viertel um Allee- und Oststraße vielleicht nicht mehr Pech für die Jugend, sondern Pesch für die Jugend.

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