Chauffeur der Tollitäten

Das junge Prinzenpaar hat in Karl-Heinz Gillessen mehr als nur einen Fahrer.

Mönchengladbach. Es ist die Leidenschaft für den Karneval, die Karl-Heinz Gillessen bewegt. "5.000 bis 6.000 Kilometer fahre ich schon in der Session", sagt der 67-Jährige. Es ist natürlich auch die Liebe zu den Kindern, denn er fährt die kleinen Majestäten von einem Termin zum nächsten - 160 Auftritte an der Zahl.

"Ich will vorne sitzen", ruft Yannick I. und stürmt voraus. Laura II., seine Prinzessin, folgt gemessenen Schrittes in ihrem langen Kleid. Yannick öffnet die Beifahrertür und wartet einen Augenblick, bis Niklas, Vorjahres-Kinderprinz und in diesem Jahr Hofmarschall des Kinderprinzenpaares, die langen Federn aus der Kappe gezogen und im Kofferraum des Wagens verstaut hat.

Im Durchschnitt dauern ihre Auftritte 20 Minuten, beim Prinzenempfang mussten sie schon morgens um elf Uhr erscheinen, dran waren sie erst um 12.40 Uhr. Doch die beiden bleiben gelassen. Gibt es Fragen oder Sorgen, wenden sie sich an Karl-Heinz Gillessen. Der lässt dann seine Freunde vom MKV augenblicklich stehen und ist ganz Ohr.

Nur mit Blicken verständigen sich die Drei, ob und wann es gilt, einen Orden zu verleihen. Dann greift Gillessen in die schwarze Mappe, die er unter dem Arm trägt und händigt sie den beiden aus.

Er berät die beiden auch, welche Orden sie selbst an ihre samtenen Gewänder stecken oder um den Hals hängen sollen. "Wir nehmen nie alle!", sagt Laura. Erstens wäre das zu schwer, "und wir würden aussehen wie Weihnachtsbäume."

Um 13.15 Uhr müssen sie vom Prinzenempfang in der Sparkasse aufbrechen, es geht weiter. Um 13.30 Uhr müssen sie beim Biwak der Karnevalsgesellschaft Halt Uut Pesch sein. Das sind nur drei Kilometer, für die Fahrt hat Gillessen 15 Minuten eingeplant.

Die Termine stimmt Gillessen ab, "meist ein Jahr im voraus". Er lässt die Kinder nicht überall auftreten. "Bei der CDU-Sitzung sind sie beispielsweise nicht. Politik, das ist nichts für Kinder. Da langweilen die sich nur."

Gillessen ist seit 1983 im MKV, seit 1984 war er Fahrer der Kinderprinzengarde. Sein Sohn Dirk war Kinderprinz "in der Session 1991, die wegen des Golfkrieges abgesagt wurde." Deswegen blieb er dann auch in der Session 1992 im Amt.

Seit fünf Jahren ist er ausschließlich fürs Kinderprinzenpaar zuständig. Yannick I. und Laura II. sind das sechste Kinderprinzenpaar, das Karl-Heinz Gillessen fährt. Er nimmt auch Einfluss auf die Wahl: "Schließlich bin ich die meiste Zeit mit den Kindern zusammen."

Wichtig sei die Harmonie untereinander und "Ausstrahlung." Gillessen trägt viel Verantwortung während der Session. "Dass er die beiden fährt war für uns ein wichtiges Argument", sagt Lauras Mutter Alexandra Schnitzler.

"Wir kannten ihn ja schon aus der Session 2006", sagt Yannicks Mutter Dagmar Gaden zustimmend. Damals waren Lauras Schwester Jana und Yannicks Bruder Dominik das Kinderprinzenpaar. "Das ist schon so etwas wie ein Adoptiv-Opa", sagt sie weiter.

Alexandra Schnitzler drückt ihm einen kleinen Schlüsselbund in die Hand. "Für heute abend, da sind mein Mann und ich nicht zuhause." Gillessen wird an dem Sonntagabend dafür sorgen, dass die beiden pünktlich um neun Uhr im Bett sind. Ausnahme ist der Samstag. "Da waren wir erst um viertel nach zwölf beim Generalappell der Prinzengarde raus.

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