Bushaltestellen werden umgebaut

Fast alle Stationen im Stadtgebiet müssen bis 2022 barrierefrei gestaltet werden. Weil das kaum zu schaffen ist, muss eine Fristverlängerung beantragt werden. Die gibt es nur bei Vorlage eines entsprechenden Planes.

Bushaltestellen werden umgebaut
Foto: Detlef Ilgner

Die Hilderather Straße in Rheindahlen hat eine echte Besonderheit: Der dortige Busbahnhof gehört zu den wenigen Bushaltestellen im Stadtgebiet, die bereits barrierefrei sind. Busbordsteine, elektronische Fahrplanansagen und mehr sorgen seit dem Umbau im vergangenen Jahr dafür, dass Fahrgäste mit Behinderungen die Haltestelle problemlos nutzen können. Genauso sollen eigentlich alle Haltestellen im gesamten Stadtgebiet bis Januar 2022 ausgebaut sein, so verlangt es das Personenbeförderungsgesetz. Doch der vollständige barrierefreie Ausbau in viereinhalb Jahren ist kaum mehr möglich, das wird in den letzten Beratungen des Nahverkehrsplans deutlich. Der Plan soll Anfang Juli verabschiedet werden. „In Mönchengladbach gibt es über 500 Haltestellen mit über 1000 Haltestellenpositionen. Es müssten also 50 bis 100 Haltestellen pro Jahr ausgebaut werden“, sagte Timo Barwisch vom Büro Planmobil den Politikern der Bezirksvertretungen. Das Büro erstellt den Nahverkehrsplan und hat dafür auch alle Bushaltestellen unter die Lupe genommen.

Nach Einschätzung der Stadt waren zum Jahreswechsel erst 21 der 500 Haltestellen barrierefrei nutzbar. Weitere 53 waren zumindest teilweise barrierefrei, dort reichen geringe Anpassungen. 23 weitere Haltestellen sind in Förderprogramme integriert und genehmigt. Insgesamt, so die Kalkulation, käme man dann auf gut 100 barrierefreie Haltestellen — lediglich ein knappes Fünftel.

Der Rest ist im vom Gesetz vorgegebenen Zeitraum kaum machbar. Eine Fristverlängerung ist aber nach Einschätzung des Planungsbüros möglich, sofern eine entsprechende Planung vorliegt. Und die ist im Nahverkehrsplan und Haltestellenumbauprogramm aufgeführt: Dort werden die Bushaltestellen in der Stadt in fünf Kategorien unterteilt — je nach Anzahl der ein- und aussteigenden Fahrgäste und der Buslinien. In die wichtigste Kategorie entfallen der Europaplatz (37 500 Ein- und Ausstiege pro Tag), Marienplatz (20 000), Galeria Kaufhof (5500), Alter Markt und Bismarckplatz (jeweils 5300) und Rheydt Hauptbahnhof (4200) — wobei dort noch nicht die nur einspurige Befahrung der Hindenburgstraße berücksichtigt ist. Zum Vergleich: Die am wenigsten genutzten Haltestellen sind Bungt (elf Ein- und Ausstiege am Tag) und Flughafen Terminal (acht). Für den Europaplatz ist wegen des Neubaus am Standort von Haus Westland ohnehin eine völlig neue Planung vorgesehen.

Eine Haltestelle ist dann barrierefrei, wenn sie mindestens einen stufenfreien Einstieg ermöglicht beziehungsweise stufenfrei erreichbar ist (das Umsteigen muss ja auch möglich sein) und eine weitgehend durchgängige Orientierung für Blinde, Sehbehinderte und Gehörlose ermöglicht. So heißt es im Nahverkehrsplan. Dafür muss etwa der Bordstein auf 16 Zentimeter angehoben werden, kontrastierende, taktile und akustische Orientierungshilfen wie Taststreifen und Einstiegsmarkierungen müssen angebracht sein — neben einer ganzen Reihe weiterer Bedingungen. Dies ist natürlich mit hohen Kosten verbunden, allerdings werden die auch stark gefördert. Den Umbau des Busbahnhofs Hilderather Straße förderte der VRR etwa mit 85 Prozent (150 000 Euro blieben bei der Stadt). Die Ausstattung von neun Bushaltestellen mit akustischen Fahrgastinformationen per Sprachcomputer in diesem Jahr kostete 500.000 Euro, einen Teil trug auch in diesem Fall der VRR. Diese Haltestellen sind mit einem Knopf ausgestattet, der mit einem Auffindeton auf sich aufmerksam macht — wie eine Ampelanlage.

Auch wenn die Frist zum Umbau verlängert werden könnte, geht das Büro Planmobil davon aus, dass zusätzliches Personal notwendig ist, um die künftig höheren Fördermittel abschöpfen zu können: „Durch einen schnelleren Ausbau wird späteren Klagen wegen Mängeln der Barrierefreiheit vorgebeugt.“

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