Borussia Mönchengladbach Warum Gladbach wieder ein Defensiv-Problem hat

Gladbach bleibt für die Rückkehr nach Europa in der Verfolger-Rolle. Im Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt braucht es mehr Balance.

Mönchengladbach. Nach 59 Minuten vermeldete die Anzeige-Tafel im Mönchengladbacher Borussia-Park die 3:2-Führung des Gastes aus Dortmund. Zwar hatte Pierre-Emerick Aubameyang gerade erst das 2:2 erzielt — doch irgendwie ahnte die Stadion-Regie bei ihrem Eingabe-Fehler da wohl schon, was noch passieren würde. In der 87. Minute köpfte Raphael Guerreiro den Siegtreffer für Schwarz-Gelb. „Das haben wir uns natürlich anders vorgestellt“, sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking.

Eigentlich nämlich wollte sein Team mit einem Heim-Sieg gegen die zuletzt arg gebeutelte Dortmunder Elf endlich auf einen Tabellen-Platz springen, der zur Teilnahme an der Europa-League berechtigt. Aber auch nach 30 Spieltagen bleibt Gladbach in der Rolle des Jägers. Die Plätze fünf bis sieben — sie muten für die „Fohlenelf“ immer mehr wie ein Windhundrennen an. Der Hase ist in Sicht, er bleibt jedoch an jedem Wochenende wie an der Schnur gezogen unerreichbar.

Noch ist angesichts des Rest-Programms alles drin. Mit Mainz, Augsburg, Wolfsburg und Darmstadt warten in den letzten vier Spielen die Teams von den Plätzen 13, 14, 16 und 18. Soll die Reise allerdings wirklich noch nach Europa führen, dann müssen wohl mindestens zehn der zwölf Punkte geholt werden. Da passiert es natürlich zur Unzeit, dass gerade jetzt die zu Beginn der Rückrunde so stabile Defensive aus den Fugen geraten ist. In den drei vergangenen Spielen setzte es insgesamt zehn Gegentreffer. „Wir müssen wieder mit Mann und Maus verteidigen“, sagte Tobias Strobl durchaus kritisch.

Der defensive Mittelfeldspieler mahnte auch mit Blick auf das Halbfinale am Dienstag im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt mehr Leidenschaft in den Zweikämpfen an. Auffällig, dass diese Galligkeit seit dem verletzungsbedingten Ausfall von Christoph Kramer abhanden gekommen ist. Nicht umsonst gilt Kramer als Laufmaschine mit Biss. Dazu mangelt es inzwischen bei gegnerischen Standards an Konzentration. So fiel Dortmunds 3:2 nicht nur kurz vor dem Abpfiff, sondern auch noch durch den Kopfball eines 1,70 Meter großen Spielers. „Da müssen wir uns mehr rein rumpeln und das Ding klären“, sagte Strobl.

Zurück zu alter Kompaktheit — das fordert auch Torhüter Yann Sommer. „Nach vorne spielen wir ja gut, aber wir verteidigen derzeit schlecht. Wir müssen wieder stabiler stehen“, sagte der Schweizer. Auch die beiden Innenverteidiger Andreas Christensen und Jannik Vestergaard sind dabei aktuell nicht mehr die bisher so gewohnten Abwehr-Türme. Besonders gegen die Top-Teams der Liga stoßen die zwei Dänen auffällig oft an ihre Grenzen. So holte die „Fohlenelf“ gegen die ersten vier der Tabelle nur zwei von 24 möglichen Punkten.

Dass Christensen trotzdem hoch geschätzt ist, ist kein Geheimnis. Sogar ein Verbleib des Dänen scheint nicht mehr unmöglich. Der von Chelsea London ausgeliehene 21-Jährige soll eigentlich an die Stamford Bridge zurück, scheint für seinen Reife-Prozess aber noch Zeit und vor allen Dingen Spiel-Praxis zu benötigen. „Er muss sich überlegen, ob er in der Premier League zwar gegen Burnley oder Bournemouth spielen darf, in den entscheidenden Spielen der Champions League aber Tim Cahill und David Luiz auflaufen“, sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl am Sonntag in der Sport1-Sendung „Doppelpass“ und plauderte aus dem Nähkästchen über Gladbacher Hoffnungen im einstelligen Prozentbereich. „Es besteht ein sehr kleiner Ansatz, dass Andreas bleibt. Sowohl sein Vater als auch er selbst haben großes Interesse daran“, sagte Eberl. Den Markt sondiert Eberl natürlich dennoch. Kandidaten könnten der Dortmunder Matthias Ginter sowie der Schweizer Saulo Decarli von Eintracht Braunschweig sein.

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