Schalke kein Wunschlos „Wahnsinn“ - Mönchengladbach begeistert in Europa

Florenz (dpa) - Drei-Tore-Mann Lars Stindl konnte sein Glück kaum fassen. „Geiler Abend“, fasste der Borussen-Kapitän den 4:2 (1:2)-Erfolg beim AC Florenz zusammen. Der 28-Jährige hatte die Gladbacher quasi im Alleingang ins nicht mehr für möglich gehaltene Achtelfinale der Europa League geschossen.

Schalke kein Wunschlos: „Wahnsinn“ - Mönchengladbach begeistert in Europa
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Doch die Vorfreude auf die nächste Runde hielt sich angesichts der Auslosung, die das Duell mit Schalke 04 bescherte, in Grenzen. „Ein deutsches Duell braucht keiner“, sagte Trainer Dieter Hecking schon vor der Auslosung. „Aber Schalke ist immer eine reizvolle Aufgabe.“

Verhalten fielen auch die Reaktionen beim nächsten Rivalen Schalke aus. „Es wird nicht allzu viel Menschen geben, die sich das als Wunschlos ausgedacht haben. Dazu gehöre ich auch nicht. Europa League hört sich nach anderen Gegnern an“, meinte Christian Heidel, Sportvorstand beim Revierclub.

Schalke-Trainer Markus Weinzierl vermisst ebenfalls europäisches Flair: „Das fühlt sich irgendwie nicht international an. Aber dem stellen wir uns und geben 100 Prozent. Es ist eine besondere Konstellation, dass wir ein paar Tage vorher auch in der Liga gegen sie spielen.“

Nach der unfassbaren Aufholjagd in Florenz meinte Stindl: „Das war der Wahnsinn“. Nach der 0:1-Niederlage in Hinspiel lag die Borussia im Rückspiel schon nach einer halben Stunde mit 0:2 zurück. Doch Stindl sorgte mit seiner unglaublichen Tore-Show und dem ersten Dreierpack seiner Profikarriere für eine „magische Nacht“ in der Toskana.

Was folgte, waren Emotionen pur. Lange feierte die Mannschaft mit ihren knapp 4000 Anhängern vor der Fankurve, tanzte und sang in der magischen Nacht zu Florenz. „Das ist unglaublich. Das sind nur Glücksgefühle“, sagte Flügelspieler Patrick Herrmann. Stindl behielt auch im Jubel klaren Kopf und sicherte sich den Spielball. Stolz präsentierte er nach dem Spiel den Ball, auf dem alle Mitspieler unterschrieben hatten. „Das ist für mich ein ganz besonderer Moment und der Ball bekommt einen ganz besonderen Platz zu Hause“, meinte Stindl.

Hecking war begeistert von dem Auftritt seiner Mannschaft und ihrem Anführer. „Lars Stindl ist ein hervorragender Kapitän. Ich habe schon zu meinem Amtsantritt gesagt, dass er für mich zu den Führungsspielern zählt. Wie er die Mannschaft in seiner ruhigen und besonnen Art führt, so etwas wünscht man sich als Trainer“, sagte Hecking, der schon zum zweiten Mal in diesem Jahr erlebte, wie sein Team ein Spiel nach 0:2-Rückstand noch gewann. In der Bundesliga gelang das beim 3:2-Erfolg in Leverkusen. In Florenz war es der erste Sieg der Borussen auf italienischem Boden seit mehr als 37 Jahren.

Aber eigentlich waren die Gladbacher im Stadio Artemio Franchi schon mausetot. Die dritte Niederlage in Serie bahnte sich an, die Europapokaltour schien gelaufen. „Glücklicherweise haben wir den Elfmeter vor der Pause bekommen und verwandelt. Das Tor hat uns Mut gemacht. Und dann hat uns der Trainer in der Halbzeit ermutigt“, erzählte Stindl, der selbst den Elfmeter zum 1:2 verwandelte, obwohl sein Team zuletzt drei Strafstöße vergab. „Das versucht man auszublenden“, sagte der Kapitän. Mit zwei weiteren Treffern innerhalb von acht Minuten und dem Kopfballtreffer von Andreas Christensen zum 4:2 war das Spiel gelaufen.

Bemerkenswert war auch, dass alle vier Treffer nach Standardsituationen fielen und dass der neu ins Team gerutschte Jonas Hofmann an allen vier Toren beteiligt war. „Damit war es ja auch ein großer Abend für das Trainerteam“, meinte Hecking.

Der Borussen-Trainer ist erstaunlich schnell angekommen bei seinem neuen Club und ist weiterhin mit seiner Mannschaft in drei Wettbewerben vertreten. „Ich glaube, dass bei uns wieder etwas zusammenwächst und dass Spieler ihren Kopf rausstrecken, die mal für die Nationalmannschaft infrage kommen können“, meinte Hecking. Für Stindl ist das kein Thema mehr. „Da brauche ich nicht groß spekulieren, damit beschäftige ich mich nicht. Ich habe hier mit Borussia genug zu tun“. Das hat er in Florenz eindrucksvoll bewiesen.

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