Analyse Trotz Schwächen - Gladbach behauptet sich im Kampf um Champions League-Platz

Augsburg/Mönchengladbach. Bundesligist Borussia Mönchengladbach ist durch ein 2:2-Remis beim FC Augsburg in der Tabelle auf Rang vier geklettert und somit in die Champions-League-Ränge zurückgekehrt.

Nach vier Monaten Verletzungspause gibt Patrick Herrmann sein Comeback, als er in der 68. Minute eingewechselt wird, begleitet von tosendem Applaus.

Nach vier Monaten Verletzungspause gibt Patrick Herrmann sein Comeback, als er in der 68. Minute eingewechselt wird, begleitet von tosendem Applaus.

Foto: SebastianWidmann

Das ist die positive Nachricht für alle Fohlen-Fans nach dem 23. Spieltag in der Beletage des deutschen Fußballs. Weniger positiv ist die Tatsache, dass der VfL bei einem Gegner, dem noch das Europa-League-Aus beim FC Liverpool in den Knochen steckte, nach eigener Führung Frische und Konzentration verloren gingen, zudem erneut erhebliche Schwächen in der Defensivarbeit offenbarte. Dennoch: Da zig andere Konkurrenten aktuell schwächeln, ist Gladbach in Sachen Königsklassen-Poker weiter gut im Geschäft.

Es läuft die 68. Spielminute, als tosender Applaus unter den rund 4000 mitgereisten Fohlen-Fans aufbrandet. Grund: Patrick Herrmann, der rund viereinhalb Monate wegen eines Kreuzbandrisses im linken Knie gefehlt hatte, gibt sein Comeback und wird eingewechselt. Auch wenn er sich erst einmal wieder an die Luft in Liga eins gewöhnen muss - für Herrmann ein bewegender Moment. „Es war ein tolles Gefühl, nach so langer Zeit endlich mal wieder in einem Spiel auf dem Platz zu stehen und den Jungs nicht von außen zuschauen zu müssen“, sagt er später. „Ich muss aber auch zugeben, dass es zunächst etwas komisch war, denn im Spiel geht es natürlich anders zur Sache als im Training. Insgesamt bin ich aber natürlich sehr froh, dass ich meine ersten Einsatzminuten nach der Verletzung sammeln durfte. Das war ein wichtiger Schritt für mich - so darf es gerne weitergehen.“

Er ist so wertvoll wie schon lange nicht mehr, Borussias Offensivgenie Raffael. Der Brasilianer hat durch seinen Treffer in Augsburg (2:2) als erster Spieler in dieser Saison einen zweistelligen Wert in Sachen Tore (10) und Vorlagen (11) hingelegt. Zudem ist er der Fuggerstadt über 90 Minuten das Fohlen gewesen, welches für die größte Unruhe in den Augsburger Reigen gesorgt hat. Ohne Raffael hätte die Fohlen-Elf — in der momentanen Verfassung — sicherlich einige Probleme.

An Schiedsrichter Knut Kircher scheideten sich schon beim Derby zwischen Gladbach und Köln angesichts dessen Entscheidungen die Geister. So auch bei Kirchers Auftritt in Augsburg. Dass er einen Handelfmeter für Borussia hätte geben müssen, sagen seine Kritiker. Tat Kircher jedoch nicht, als einem Augsburger im Strafraum der Ball nach einer Hereingabe an den Arm gesprungen war. „Korrekte Entscheidung“, so der ehemalige Schiedsrichter und Sky-Experte Markus Merk.

Für den neutralen Beobachter eine unterhaltsame Partie. Mit insgesamt vier Toren, zig Chancen, jedoch auch zahlreichen Defensiv-Patzern. 2:2 trennen sich am Ende Augsburg und Mönchengladbach. Bereits zur Pause hätte es 2:2 stehen können. Augsburg hatte Chancen durch Altintop, Bobadilla oder Kohr, der haarscharf am Tor vorbeischoss. Die beste Gelegenheit vergab Finnbogason nach einem Nordtveit-Patzer bereits in der 16. Minute. Andererseits hätte aber auch Thorgan Hazard die Fohlen zwei Minuten zuvor in Führung bringen können. Doch der Belgier scheiterte an Keeper Hitz. Die Gladbacher Führung besorgte dann Raffael. Über die Staionen Wendt und Traoré landete der Ball beim Brasilianer, der fulminant zum 0:1 einschoss (33.). Es war bereits das zehnte Saisontor für Raffael.

Hazard hatte nach einem tollen Solo dann das 2:0 auf dem Fuß, vergab diese Möglichkeit (42.) jedoch. In Durchgang zwei bekam Borussia ihre Defensivschwäche weiter nicht in den Griff und kassierte prompt in drei Minuten zwei Gegentore. Zunächst den Ausgleich durch Finnbogasons Kopfball(50.). Dann traf Caiuby per Schuss zum 2:1 für die. Borussia schlug jedoch zurück. Elvedi brach auf der rechten Seite durch, Pass auf Fabian Johnson (28), der den Ball sicher in die Maschen zum 2:2 (55.) Einige Minuten später hatte Oscar Wendt die Chance zur Gladbacher Führung, doch der Schwede verzog zu überhastet. Dann hielt FCA-Keeper Hitz einen tollen Xhaka-Schuss (85.), ehe in der Nachspielzeit Finnbogason nur den Pfosten traf.

André Schubert (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Wir sind zunächst gut in die Partie gekommen. Wir wollten das Geschehen in die Hand nehmen, haben dann aber relativ schnell gemerkt, dass die Augsburger über eine gute Abwehr verfügen und nicht umsonst schon häufig in dieser Saison zu null gespielt haben. Wir hatten zwar viel Ballbesitz, aber Augsburg stand im Zentrum sehr kompakt. Dennoch sind wir häufig in aussichtsreiche Positionen gekommen, da hat dann lediglich der kontrollierte Abschluss gefehlt. Gleichzeit haben wir hinten auch zu viel zugelassen, weil wir hier und da nicht gut agiert haben. Es war sehr positiv, dass die Mannschaft nach den beiden schnellen Gegentoren so gut zurückgekommen ist.

Markus Weinzierl (Trainer FC Augsburg): „Ich denke, dass es ein sehr gutes und packendes Bundesligaspiel zwischen zwei guten Mannschaften gewesen ist. Meine Mannschaft hat nach der Partie am Donnerstag noch mal richtig viel investiert und sich deshalb auch den Punkt verdient. Wir sind zunächst sehr gut ins Spiel gekommen und hatten einige gute Gelegenheiten, die wir hätten nutzen müssen. Dann sind wir plötzlich einem Rückstand hinterhergelaufen, was uns Probleme bereitet hat. Unsere Reaktion nach der Halbzeit war stark, leider ist dann aber zu schnell das 2:2 gefallen. Am Ende ging es hin und her, keine Mannschaft wollte aber zu viel Risiko gehen. Insgesamt geht das Unentschieden deshalb absolut in Ordnung.“

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